Der Mann, der kein Mörder war

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linus63 Avatar

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Bei Västerås wird die Leiche eines brutal ermordeten Jungen gefunden. Nach anfänglichen Ermittlungsschwierigkeiten ziehen die örtlichen Ermittler die Reichskriminalpolizei hinzu, die in Västerås zufällig den Kriminalpsychologen Sebastian Bergmann trifft, der vor vielen Jahren mit ihnen zusammen gearbeitet hat. Bergmann, Egoist, Einzelkämpfer und mit Alpträumen des tragischen Verlusts seiner Familie geplagt, bietet dem Team seine Unterstützung an, da er sich dadurch einen Zugang zum Polizeiapparat verspricht, wo er private Recherchen betreiben möchte.

Der erste Fall um Sebastian Bergmann ist flüssig und schnell zu lesen. Obwohl die Handlung etwas träge ist, ist sie fesselnd und entspricht realistischer Ermittlungstätigkeit. Das Verbrechen selbst ist - vielleicht mit Ausnahme des ersten Mordes - ohne große Effekte oder spektakuläre Folter, was mir sehr gut gefällt. Es gelingt den Autoren, auf diesem ersten Mord einen gut konstruierten Krimi aufzubauen, der immer wieder überraschende Wendungen bereit hält und auf knapp 600 Seiten durchgehend Spannung erzeugt.
Neben dem Verbrechen spielen in der Handlung die Ermittler und ihre Beziehungen eine gleichberechtigte Rolle. Die gut gezeichneten, sehr individuellen, aber trotzdem realistischen und meist recht tief gehenden Charaktere faszinieren mich mit ihren Ecken und Kanten, vor allem in ihrer Zusammenarbeit als Team während der Ermittlungen. Allen voran steht hier natürlich Sebastian Bergmann, der anfangs sehr derb, kompliziert und unsympathisch auftritt, im Laufe der Ermittlungen jedoch komplexer und etwas zugänglicher wird und nicht zuletzt durch seine Intelligenz und Scharfsinnigkeit an Sympathie gewinnt.

Die Stimmung im Krimi ist ernst, rutscht im Vergleich zu anderen Schwedenkrimis jedoch nicht ins Schwere und Düstere ab, was ich persönlich sehr begrüße. Hierzu trägt zum einen der Täter selbst bei, der bei seinen wenigen Auftritten grundsätzlich als "der Mann, der kein Mörder war" bezeichnet wird und eher ängstlich und getrieben und weniger wie ein kaltblütiger, berechnender Mörder wirkt, zum anderen aber auch der klare Schreibstil, der vereinzelt sogar eine gewisse Leichtigkeit erzeugt.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass sich dieser Krimi nicht durch Hochspannung, Action und viele blutige Szenen auszeichnet, sondern durch eine durchdachte Konstruktion und ansprechend gestaltete Individuen. Wer solche Bücher gerne liest, liegt mit diesem genau richtig.