Gut konstruierter skandinavischer Krimi

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**Zum Inhalt**

Im schwedischen Västerås wird der sechzehnjährige Roger Eriksson, Schüler des vornehmen Palmlövska-Privatgymnasiums, ermordet aufgefunden. Die Leiche ist mit zahllosen Messerstichen übersät und das Herz fehlt. Die Polizei vor Ort, allen voran der zwar engagierte, aber nicht übermäßig kluge Kommissar Haraldsson, scheint mit diesem Fall, der an die Taten eines Ritualmörders erinnert, überfordert, deshalb ruft Haraldssons Chefin Kerstin Hanser die Kollegen aus Stockholm zu Hilfe: Teamleiter ist Kommissar Torkel Höglund, er arbeitet mit der ehrgeizigen jungen Polizistin Vanja, dem Computerspezialisten Billy und der Kriminaltechnikerin Ursula zusammen. Diesem Team schließt sich der Psychologe Sebastian Bergman an, der Höglund und Ursula bereits von früher bekannt - und recht unbeliebt - ist. Bergman ist ein selbstgefälliger Egomane, der Menschen nach seinem Gutdünken und zu ausschließlich seinem Vorteil benutzt, seine unangenehmen Eigenschaften haben sich durch den tragischen Tod seiner Frau und seiner Tochter nur noch stärker ausgeprägt.
Ungeachtet seines wenig ansprechenden Charakters ist Bergman aber sehr intelligent und hat ein gutes Gespür für die Psyche anderer Menschen. So ist er dem Ermittlungsteam ein nützlicher Begleiter im Fall des ermordeten Jungen, bei dem sich im Laufe langwieriger und mühsamer Ermittlungsarbeit herauskristallisiert, dass die Dinge anders liegen, als man zuerst vermuten musste.

**Persönliche Beurteilung**

Die Romanhandlung wird durchgehend in der dritten Person, aber aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Zu Beginn erlebt der Leser, wie "der Mann, der kein Mörder war" die Leiche des Schülers in einem Tümpel im Wald versenkt. Es ist interessant, dass der namentlich nicht genannte Täter, sich nicht für einen Mörder hält, sondern überzeugt ist, etwas Notwendiges zu tun, um Schlimmeres zu vermeiden.
Der größte Teil des Krimis schildert realistisch und gut nachvollziehbar die akribische Kleinarbeit, die die Polizei leisten muss, um auch nur kleine Fortschritte zu machen. Neben der eigentlichen Ermittlungsarbeit stellen die beiden Autoren aber auch die Gruppendynamik im Polizeiteam detailliert dar: die Hackordnung innerhalb der Gruppe, die Beziehungen der alteingesessenen Kollegen untereinander - inklusive "Quartals-Affäre" zwischen zwei Kollegen- und die Reaktionen der verschiedenen Teammitglieder auf den unangepassten Außenseiter Sebastian. Auch über Sebastians Kindheit und bisheriges Leben als Erwachsener erfährt der Leser einiges, was diese Figur zwar nicht unbedingt sympathischer macht, es aber zumindest erlaubt, diesen komplizierten Charakter besser nachzuvollziehen.
Neben der Krimihandlung, die nicht von durchgehender Hochspannung, dafür aber von realistischer Darstellung und großer Komplexität geprägt ist, beschäftigt sich das Buch auch mit dem Zusammenhalt in Familien. Die Charaktere der Romanfiguren sind dabei ohne Schwarz-Weiß-Malerei gut ausgestaltet.

**Fazit:** Wer gern rasante Thriller mit viel Blut und Action liest, wird hier nicht ganz auf seine Kosten kommen. Freunden realistischer und gut konstruierter skandinavischer Kriminalliteratur möchte ich das Buch dagegen sehr empfehlen. Mich hat es durchgehend gefesselt und ich werde mir den nächsten Band der Serie um Sebastian Bergman nicht entgehen lassen.
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