Bedrückend ehrlich (und endlich schreibt's mal jemand)

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philippaofhennegau Avatar

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Hala Alyan schont uns nicht. Und das macht dieses Buch so wunderbar.

Wir erleben die Lebensgeschichte palästinensischer Frauen, die vom Schicksal in alle Welt verstreut werden. Sie wachsen in einer Welt auf, die sich schnell wandelt, vom traditionellen ins Moderne.

Über den Titel "Häuser aus Sand" habe ich mich zunächst gewundert, später wird aber die Bedeutung der verschiedenen Häuser klar. Sie stehen für das Leben der Frauen, die sich immer wieder neu finden und erfinden müssen. Und wie alle Strukturen aus Sand ist jedes neue Zuhause vergänglich.

Hala Alyan erzählt uns eine Geschichte, die viel zu selten erzählt wird. Es ist die Geschichte jener Menschen, die noch Schlüssel zu Häusern haben, die sie nie wieder betreten werden, die vielleicht schon gar nicht mehr da sind. Es sind Schlüssel zu einem alten Leben, auf das sie noch immer hoffen. Und deshalb tut diese Geschichte so weh. Auch wenn jede neue Generation sich an das Leben anpasst, so schwingt die Sehnsucht nach dem Leben mit dem blühenden Garten doch immer mit.

Alyan schreibt lebendig und mit starken Bildern, dabei aber nicht aufdringlich. Sprachlich eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Die Geschichte ist wenig spannend, deshalb ist das Buch nicht für jeden etwas.

Lesen sollten es Menschen, die sich für die bislang so oft verschwiegene (oder für Gewalt gehaltene) Geschichte der Palästinenser interessieren. Menschen, die sich die Geschichte auch einmal aus der Perspektive der Frauen anschauen wollen.

Und Menschen, die gern gute Texte lesen, denn das hier ist einer.