Flaute auf der gesamten Reise

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Segelboote haben eine eigene Seele. Das weiß jeder, der schon einmal auf einem Turn war. Daher ist es nur logisch, dass manche Eigner ihre Boote in die Familie integrieren wollen. Steffi von Wolff beschreibt diese für Außenstehende abstruse Situation aus Sicht der Ehefrau. Fragen, ob man die Weihnachtstage nicht lieber im Trockendeck verbringen wolle, lehnt sie nicht etwa lapidar ab, sondern sucht nach der auch für sie annehmbarsten Lösung. Wobei man ihre unendliche Geduld schon bewundern kann. Genau hier kommt allerdings der Punkt auf, weswegen mir der Lesespaß verdorben wurde.

Die Autorin hat bisher schräge Charaktere mit spitzer Feder geschaffen, die für sich liebenswert waren und gleichzeitig in die moderne Welt passten. Ihre Geschichten waren nicht einfach nur witzig, sondern regten auch zum um-die-Ecke-Denken an. Diese Erwartungshaltung hatte ich natürlich auch bei dieser Kolumnensammlung. Leider blieben mir diesmal die Figuren fremd und der dargestellte, seglerbegeisterte Gatte sogar äußerst unsympathisch. In der hoffentlich überspitzten Darstellung seiner Liebe konnte ich nichts erkennen, was ihn liebenswert machte. Eher hätte ich ihm ablandigen Wind im Zusammenhang mit einem funktionsuntüchtigen Ruder gewünscht, das ihn auf die andere Halbkugel der Erde getrieben hätte. Von daher bevorzuge ich weiterhin die Romane und lasse die Kolumensammlung auf Backbord liegen.