Instagram meets Kochbuch

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Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten spitzen sich oft im Laufe des Lebens zu, wenn man sie missachtet. Jeder 10. Betroffene erkrankt irgendwann in einer Weise, dass er seine Ernährung konsequent umstellen muss. So erging es auch Nathalie Gleitman, der jungen deutsch-israelischen Marketing-Studentin und lebensfrohen Globetrotterin mit wechselnden Wohnsitzen in München, London und Tel Aviv. Aber auf alles einfach zu verzichten, kam für sie nicht infrage. Also setzte sie sich daran, aus der Not eine Tugend zu machen und aus gut verträglichen Lebensmitteln leckere, abwechslungsreiche Rezepte zu entwickeln, die zu ihrem Lifestyle passen und im Alltag Spaß machen. Ich habe diese Einschränkung gebraucht, um eine unglaubliche Vielfalt neu zu entdecken. Für mich war das ernährungstechnisch ein Glücksfall.
Ihre schwerwiegenden Beschwerden waren bereits nach wenigen Tagen abgeklungen. Schnell verbreiteten sich diese Nachrichten in den sozialen Medien. Unzählige Menschen baten sie plötzlich um ihre Hilfe und Rezepte. Den Betroffenen wieder Beschwerdefreiheit und vor allem Lebenslust zurückzugeben, war genau ihr Ding. Kurz entschlossen beendete sie ihr Studium mit dem Bachelor und sattelte konsequent um. Für ihr erstes Buch hat sie über 100 Rezepte entwickelt, die bei Histamin-, Gluten- oder Laktose-Intoleranz schnell helfen.

Meine Meinung:

Das Coverbild finde ich etwas gewöhnungsbedürftig. Nathalie ist eine junge hübsche Frau, aber auf dem Coverbild hat sie plötzlich extrem große fragende Augen und ihre Stirn wirft Falten. Generell halte ich das Bild für weniger gelungen. Vielleicht hätte sie das Glas einfach nur hochhalten sollen.
Im 1.Teil des Buches geht es um Nathalies Geschichte und um einen Exkurs zum Thema Nahrungsunverträglichkeiten. Die Autorin gibt hier das Versprechen, nach nur 7 Tagen strenger Ernährung nach diesem Kochbuch wisse man Bescheid, ob man an einer Nahrungsunverträglichkeit leide, wenn man vorher unter bestimmten körperlichen Symptomen wie Magenproblemen, Migräne, Müdigkeit usw. gelitten habe. Die Do’s und Don’ts sind sicherlich gut gemeint, ich würde die genannten Do’s und Don’t s aber nicht als Tipps und Tricks bezeichnen, sondern als Standardwissen. Es weiß doch hoffentlich jeder, dass man frischen Fisch NICHT im Auto liegen lassen soll und Wasser gegenüber Softdrinks bevorzugen soll.
Etwas ungewohnt sind für mich die vielen Bilder der Autorin, auf denen sie sich in bauchfreien Outfits präsentiert, geschmückt mit Lebensweisheiten wie dieser: „Life doesn’t have to be perfect to be wonderful“ (S.97) oder „In the end we only regret the chances we didn’t take“ (S.28), was mich eher an Instagram als an ein Kochbuch erinnert.
Als Globetrotter merkt man Nathalies Hang zum Englischen und so sind die Kapitelüberschriften im Hauptteil auf Englisch:

Breakfast to start the day right (S.40)
Snacks on the go (S.70)
Fresh salads that never get boring (S.104)
Healthy sweets to satisfy your sweet tooth (S.132)
Quick and easy mains for busy days (S.158)
Cooking for friends and family because sharing is caring (S.202)

Im Frühstücksteil musste ich erstmal die Frucht „Persimone“ googeln und habe dann herausgefunden, dass es sich um eine Kakifrucht handelt. Wieder was gelernt! Die Rezepte sind gut und nachvollziehbar beschrieben, so dass ich sicherlich noch einige Rezepte ausprobieren werde, wenn ich mir einen Standmixer bzw. Personal Blender, wie Nathalie es nennt, besorgt habe. Was die Zutaten betrifft, so verwendet Nathalie gerne Kokos aller Art, wie z.B. Kokosmehl, Kokosblütenzucker, Kokosöl usw. Ich persönlich mag Kokos sehr gerne, kann mir aber vorstellen, dass die Umsetzung der Rezepte etwas schwierig wird, wenn man kein Kokos mag.
Sehr interessant finde ich auch, dass sie statt Hühnereiern Wachteleier verwendet. Was mir besonders gut gefallen hat, ist die Tatsache, wie die Autorin natürlich Farben für ihre Rezepte verwendet, wie zB die blaue Haferflockenschale auf S.64. Hier färben Blaubeeren die Haferflocken lila, was ich unbedingt ausprobieren muss. Bei den Hauptgerichten dagegen hätte ich mir etwas mehr Innovation gewünscht, da hier meistens Bulgur, Quinoa, Kürbis und Mais zum Einsatz kommen, was eben den Unverträglichkeiten geschuldet ist. Der Teil Cooking for family und friends fand ich wesentlich besser, auch wenn ich für den Bikiniburger (S.204) erstmal Teffmehl besorgen muss, aber es sieht wirklich zum Anbeißen aus. Auch an die Quinoapizza werde ich mich mal herantrauen.

Mein Fazit: Nathalies Lebensfreude ist wirklich ansteckend, was man bei einem Buch über Nahrungsmittelunverträglichkeiten gar nicht vermutet hätte. Klar ist, dass aufgrund der Unverträglichkeiten nur bestimmte Lebensmittel verwendet werden, die sich in den Rezepten wiederholen. Auch wenn ich mit den Hauptgerichten nicht ganz so viel anfangen kann, begeistern mich die Frühstücksgerichte, Snacks und Kuchen umso mehr!