Harlem in den 1960er Jahren

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Harlem, New York, die 1960er Jahre. Das ist der Hintergrund für Colson Whiteheads Roman „Harlem Shuffle“. Eine eigene Welt, in denen die Grenzen zwischen legal und illegal nicht ganz so klar zu ziehen sind. Vor diesem Hintergrund lernen wir Ray Carney kennen, der es auf ehrliche und legale Art schaffen möchte, einen Möbelladen auf Vordermann bringt und in eine angesehene Harlemer Familie einheiratet. Das alles ist nun aber nicht so einfach, wenn man der Sohn einer gewissen „Kiezgröße“ ist und auch noch einen mittelbegabten Cousin hat, der dieser eher nicht so legalen Familientradition folgt. Ray wird in dessen Aktivitäten hineingezogen und muss lernen „legal“ und „illegal“ auszubalancieren…
Leider erzählt uns Colson Whitehead diese Geschichte nicht nur einmal sondern gleich drei Mal. Das Grundmotiv in den drei Kapiteln, die 1959, 1961 und 1964 spielen, ist jeweils anders, mal wird Ray in einen Hotelüberfall gezogen, mal geht es um Rache, mal spielt das mächtige und weiße Park-Avenue-New-York mit, trotzdem gleichen sich Geschichten und Protagonisten schon sehr – zu sehr, um mich wirklich mitzunehmen in diesen Kosmos.
Gefallen hat mir der Roman da, wo er Harlem in vielen Details auffaltet und mich in die die Straßen und Geschäfte führt – mit einer Ausnahme: Ich habe den Roman in deutscher Übersetzung (von Nikolaus Stingl) gelesen, und hier haben mich die deutschen Dialoge eher gestört: da wird „die Biege gemacht“, „der Hals umgedreht“, „das Ding durchgezogen“, „sich gegenseitig kalt gemacht“, „Zunder gegeben“ usw. – dieser „Sound“ hat mich der leider so gar nicht ins Harlem der 60er versetzt, wobei ich zugegebenermaßen keine Idee habe, wie schwarzes Harlem-Englisch der 60er auf Deutsch “richtig“ klingen müsste (…, bro‘). Ich hatte bei den Dialogen jedenfalls manchmal eher einen deutschen Kleinganovenfilm vor Augen…
In Summe bleibt ein eher durchwachsenes Gefühl zurück – und die Empfehlung eher zur „Underground Railroad“ zu greifen, die ich deutlich beeindruckender fand.