meh - Überzogen. Wie der Klappentext.

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Ich versuche es mit einer vernünftigen Rezi, aber gleich vorab: das Buch hat in meinen Augen so viele Fehler gemacht, ich kann praktisch nichts gutes daran finden, außer vielleicht das Cover und die handliche Seitenzahl.

Ansonsten: ein Erzähler, der elendig überzogen schwafelt und uns Lesern offenbar beweisen will, wie viele nicht-alltagsgebräuchliche Worte er für vollkommen alltägliche Dinge kennt. Man könnte meinen, damit will der Autor uns das Milieu nahe bringen (würde ich gelten lassen) und unsere Hauptfigur charakterisieren, aber leider macht er es auch, als cica ab Hälfte plötzlich ein anderer Charakter die Bühen übernimmt (ich nehme an, weil sich plötzlich doch diese Perpektive als hilfreicher er herausstellte?) Dabei ist der Plot erschreckend belanglos und Details, wie ein eintöniger Arbeitsalltag und das zu Bett gehen und Aufstehen eines Protagonisten braucht auch kein Mensch im Detail. Lieber wäre mir mal eine wirklich spannende Szene gewesen!

Heiko Anrath? Unbeschreiblich unsympathisch!

Prophetische Träume? Check!
Tagebucheinträge, die von einem schrecklichen Ereignis in der nahen Zukunft sprechen? Check!
Die große Liebe, märchenhaft, für einen Typen, der seine Familie links liegen lässt und denen die Schuld gibt, weil sie sich nicht melden? Check!

Buh!

Die wenigen Momente, in denen man in diesem Wirtschaftkrimi Spannung hätte aufbauen können, lässt der Autor sich durch die Hände gleiten.

Außerdem: Was?! Die Erzählung startet mit einer Figur, die aufwacht, ins Bad geht, und den praktischerweise dort hängenden Spiegel nutzt, um dem Leservolk ein Bild von sich zu machen? Nein. Schlicht nein. Das ist faul und überholt. Denk dir etwas anderes aus, Autor!

Ein Pluspunkt für den schönen Bogen von erster und letzter Szene. Der war tatsächlich recht gelungen.

PS: wo ich so darüber nachdenke, hat der Plot viele Merkmale eines durchschnittlichen YA-Romans der letzten Jahre. Ein unsympathischer Hauptcharakter, der sich selbst als Opfer der Umstände sieht und überhöht romantisch verliebt, wild und symbolisch träumt, ein Tagebuch schreibt, um mit seinem Schicksal klarzukommen und (Spoiler:) das von seiner großen Liebe in einem dramatischen Schlussakt gelesen wird, weil er es ihr EiskalteEngel-mäßig zukommen lässt, damit sie versteht, wie er eigentlich ist, ihr Heiko. Ein intrigantes Spiel, ein großes Opfer seinerseits und (noch mal Spoileralert!:) ein Neuanfang mit besagter großer Liebe. hm... Da passt auch der Erzählstart mit dem aufwachenden Anrath und seinem Weg zum Badezimmerspiegel ins Bild.