Hectors mühsame Lektionen

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Hector & Hector von Francois Lelord ist der vierte Teil der Hector-Reihe. Für das Verständnis ist es allerdings nicht notwendig, die anderen Teile gelesen zu haben. Mir haben jedenfalls keine Informationen gefehlt. Dennoch war es für mich ein über große Teile mühsames Lesevergnügen. Der kleine Hector entdeckt das Leben und hält jeden Abend eine Lebenslektion in seinem kleinen Notizbuch fest. Dabei schreibt Lelord das komplette Buch aus Hectors Sicht, dessen wirkliches Alter meines Wissens nicht verraten wird. Je nach Szene schwankte ich in meiner Vermutung zwischen 4 und 12 Jahre. Und darin liegt auch die Problematik – dieser Junge wird in seinen Gedanken und Gefühlen meiner Meinung nach einfach nicht glaubhaft dargestellt. Mal macht er sich Gedanken, ob er seinen Freund abschreiben lassen darf und scheint erst ganz am Anfang der Entwicklung eines Unrechtsbewusstseins zu sein, dann sieht er wieder mit einem Blick, was Erwachsene empfinden, wer in wen verliebt ist und wer wen nicht mag. Davon war ich einfach enttäuscht. Hier hätte ich dem Autor dreier Weltbestseller einfach mehr zugetraut.


 

Dazu kamen dann noch kleine Nervigkeiten, wie z. B. dass in jedem Satz der Name „Petit Hector“ geschrieben wurde, was das kindliche Niveau wohl unterstreichen soll. Was mir immer wieder negativ auffiel, waren Beschreibungen von Sachverhalten ohne das begriffliche Nennen des korrekten Wortes. Auch das hat sich mir einfach nicht erschlossen sondern mich gelanweilt (zum Beispiel die Religionen, die dann doch nicht wirklich namentlich genannt werden – was soll das? So geschah es mit verschiedenen Begriffen). All das soll wahrscheinlich die kindliche Sichtweise unterstreichen, wirkte auf mich allerdings mehr gewollt als gekonnt und vor allem extrem konstruiert. Es ist ja schön, wenn ein Kind kommunikationsfähige Eltern hat, aber diese fortwährend philosophische Diskussionen führen zu lassen, passte dem Autor wohl zur Vermittlung seiner Inhalte, wirkte aber wie der Rest einfach sehr künstlich auf mich.


 

Schade, ich hätte mir mehr erwartet - ein Buch zum Schmunzeln und Philosophieren. Stattdessen musste ich mich bis zur Hälfte von Kapitel zu Kapitel kämpfen. Im hinteren Teil entwickelte sich dann eine etwas flüssigere Handlung, aber das konnte mich leider nicht mehr wirklich mit dem Buch versöhnen. Ach so, die Aufmachung ist wunderschön, Kompliment! Empfehlen würde ich es vielleicht älteren Kindern bis Teenagern, die Lust auf ein bisschen Philosophie haben. Dennoch, danke für das Leseexemplar!