Realitätsnah

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sunny7 Avatar

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Das Cover hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Die stimmigen Blautöne lösen eine tiefe Ruhe in mir aus. Die Leseprobe hat mich direkt angesprochen und somit war klar das ich dieses Buch lesen muss.

Lena und Malte sind das Traumpaar schlechthin. Seit der Schule zusammen, Hochzeit, zwei Kinder, Reihenhaus in Münster und gutbezahlte Jobs. Doch bei der Akrobatik zwischen Job, Familie und anderen Terminen, fühlt sich Lena immer mehr gestresst und überfordert. Auch wenn sie es nie erwähnt, fällt es ihrer Schwester Judith auf und diese überredet sie zu einem Yogakurs.

Lena ist davon alles andere als begeistert, aber als sich dann auch körperliche Symptome, in Form von starken Rückenschmerzen, einstellen, beschließt die es zu probieren. Und es funktioniert, die Schmerzen werden weniger und Lena findet nach und nach immer mehr zu sich selbst.

"Heimweh nach uns" schildert realistisch wie schnell alles aus den Fugen geraten kann, wenn gewisse Dinge außer Acht gelassen werden. Wie sehr man nur noch auf Situationen reagiert, anstatt zu handeln, wie sehr man sich dem Druck beugt, anstatt sich eine Pause zu gönnen. Und dabei bleibt man am Ende nicht nur selbst auf der Strecke, sondern auch die Partnerschaft.

Die Geschichte wird komplett aus der Sicht von Lena erzählt. Wir erfahren den typischen Ablauf der vierköpfigen Familie und somit ist auch deutlich zu erkennen wo die Probleme liegen. Es gab einige Punkte, bei denen ich mich selbst wiedererkannt habe. Nicht zuletzt, dass man erst merkt, dass man sich zu viel zumutet, wenn der Körper plötzlich streikt. Dafür wollte ich Lena an manchen Stellen widerum am liebsten schütteln. Manchmal hat es mirklich geärgert, dass sie nicht den Mund aufbekommen hat.

Der Schreibstil ist relativ emotionslos und unaufgeregt, teilweise fast sachlich. Zum Ende wird es dann aber doch noch recht gefühlvoll. Interessant hätte ich gefunden, wenn die Autorin die Sichtweisen beider Partner aufgezeigt hätte, ein paar Kapitel aus der Sicht von Malte hätten ihn auch greifbarer für den Leser gemacht. Von Lena erfährt man alles, aber er wirkt oft nur wie ein Statist. Am sympathisten war mir allerdings Judith, eine sehr empathische, entspannte und lebensfrohe Figur.

Viel zu oft wird "Heimweh nach uns" Realität in Familien sein, von daher finde ich das Buch wirklich empfehlenswert. Eventuell hilft es dem ein oder anderen etwas zu verändern