Düstere Geheimnisse der Vergangenheit

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
waterlilly Avatar

Von

Stefan Kiesbye steigt mit einem ungewöhnlich langen Prolog in sein Buch "Hemmersmoor" ein. Der in die Jahre gekommene Martin kehrt aus den USA zurück, um einer Beerdigung beizuwohnen.

Kiesbye beginnt seine Geschichte mit teilweise knappen Sätzen, die aneinander gereiht wirken. Dadurch liest sich der Prolog ziemlich schnell "runter", jedoch ohne, dass man tiefer in Erzählung eintaucht.

Das erste Kapitel ist aus der Sicht von Martin geschrieben, in dem er sich an seine freudlose Kindheit in Hemmersmoor erinnert. Allgemein vermittelt die Schilderung der damaligen Dorfbewohner eine bedrückende Stimmung. Man fühlt sich nicht recht wohl, in dieser Welt aus Wettbewerben, in der jeder mit seinem Nachbar wetteifert. Die Schilderung des Autors erschien mir recht langatmig, bis zu dem Moment, als sich plötzlich meine Augen weiteten. Es wird vermutet, dass in einem der Eintöpfe des Kochwettbewerbes Menschenfleisch verarbeitet wurde. Wie bizarr! Ein erstes Gefühl von Übelkeit macht sich in mir breit. Heftig ist auch die Reaktion der Dorfbewohner, die das Haus der vermeintlichen Übeltäterin in Brand stecken. Schonungslos.

Kiesebye schildert eine Welt, in der jeder über jeden richtet. Ich bin mir unschlüssig, ob ich dieses Buch gerne weiterlesen möchte. Einerseits fasziniert mich dieser Einstieg, der weitere groteske Entwicklungen vermuten lässt. Auf der anderen Seite legt sich die Stimmung des Buches wie ein schwerer Vorhang über den Leser, was ich als weniger angenehm empfinde.