Fängt stark an, lässt aber bald nach

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fireblade Avatar

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Der Anfang des Buches machte mich sehr neugierig: ein Mann kehrt nach vielen Jahren in sein Heimatdorf zurück, wo sich offenbar schreckliche Dinge ereignet haben.

Was als Story mit Potential beginnt, wandelt sich bald in eine Geschichte, die zunächst abstoßend und dann immer unglaubwürdiger wird. So habe ich bei der Szene auf dem Familienfriedhof, in der Linde vor den Augen ihrer Freunde auf das Grab pinkelt, zum ersten Mal den Kopf geschüttelt. Aber gut, die Frau wird ja als "seltsam" beschrieben, als eine, die Geister sieht, da kann so bizarres Verhalten ja noch passen.

Als später jedoch ein Kochwettbewerb darin gipfelt, dass eine Frau und ihre gesamte Familie zu Tode geprügelt werden, weil sie den Leuten angeblich Menschenfleisch vorgesetzt hat ("Beweis" hierfür sind die schwarzen Zungen der Esser) und die Dorfgemeinschaft danach zur Tagesordnung übergeht, war es bei mir mit der Glaubwürdigkeit vorbei.

Die Krone setzte dem Ganzen dann der Junge auf, der einfach einmal seine Schwester umbringt, danach noch an ihren Zehen saugt und sich an die Leiche schmiegt und ihren Hals küsst. Das ist zuviel des Guten bzw. Schlechten.

Das ganze Dorf scheint aus vollkommen gewissenlosen, eiskalten, ausschließlich triebgesteuerten Menschen ohne jegliches Mitgefühl und Anstand zu bestehen, die zutiefst abstoßend wirken. Jedoch üben diese Personen bzw. die Dorfgemeinschaft keine Faszination auf mich als Leser auf. Sie sind so überzeichnet und unglaubwürdig dargestellt, dass es eigentlich eine Satire sein müsste, aber das ist leider nicht der Fall.

Auch die Erzählsprache des Autors überzeugt mich nicht immer. Zwar hat er einige sehr gute Passagen, in denen die Personen sehr gut gezeigt und auch die Atmosphäre sehr gut vor Augen geführt werden, aber manchmal konnte ich dem Inhalt trotz der einfachen Sprache beim ersten Mal nicht folgen. So habe ich auch nach mehrmaligem Lesen immer noch nicht verstanden, wie Alex mit der Verstorbenen verwandt oder auch nicht verwandt ist.

Anfangs dachte ich noch: das Buch ist etwas für mich! Doch nach der Leseprobe möchte ich keine weitere Seite davon lesen.