Gruselig

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Noch nie war ich bei einer Leseprobe so unentschieden wie diesmal. Gepackt hat mich sofort die nüchterne Sprache, im Prolog erzählt der Ich-Erzähler Martin von seiner Rückkehr in das Dorf seiner Jugend, Hemmersmoor. Schon da ahnt man angesichts seiner gefühllosen Beschreibung beim Tod seiner Mutter, dass hier hinter der Fassade wohl einiges nicht stimmt.

So geht es dann auch weiter: in den einzelnen Kapiteln erzählen auch seine Jugendfreunde nach und nach von den Geschehnissen vor Jahrzehnten. Zu anfangs denkt man noch, ein Dorf janzweitweg, wie man es auf dem fernen Land heute noch kennt: Zugezogenne werden nicht akzeptiert, die Charaktere sind eher dumpf und einfältig. Rührend war noch die Vorgeschichte zum Kochwettbewerb, aber unheimlich wurde es mir bei der Vermutung, in einem der Eintöpfe sei Menschenfleisch verarbeitet worden, worauf die ganze Familie mit fünf Kindern verbrannt wird. Das ist nicht mehr lustig und eher geschmacklos. Ebenso die Geschichte von der Beerdigung einer Jugendfreundin, bei welcher eine Frau auf das Grab "pisst". Sowas nennt man Schändung der Totenruhe und auch das ist wie Mord ein Straftatbestand. Soll das nun ein geschmackloser Krimi sein oder eine Art Familienroman wie Günter Grass`"Blechtrommel"? Irgendwie hat mich die Leseprobe daran erinnert, den Film fand ich als Jugendliche ähnlich widerwärtig ...... Insofern bin ich gar nicht so neugierig, was dem Autor noch alles in diesem Dorf einfällt.