Wahnsinn zwischen idyllischer Fassade und Aberglauben

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sagittaria Avatar

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Irgendetwas ist passiert in Hemmersmoor. Aber die Alten schweigen und die Jungen haben genug zu tun mit dem Wandel des Ortes vom Bauerndorf zum Touristenidyll nahe Bremen. So kommt auch keine richtige Wiedersehensfreude auf, als der Erzähler nach einem halben Leben, anlässlich einer Beerdigung, zurückkehrt. Die ehemaligen Kinderfreunde beäugen sich kritisch. Jeder hat (s)ein schwarzes Geheimnis.

Plätschert die Erzählung anfangs noch unspektakulär vor sich hin, erfährt der Leser plötzlich vom unfassbaren Mord an einer zugezogenen Familie. Anlässlich des Kochwettbewerbs, bei dem die schwarzen Zungen der Koster angeblich auf den Verzehr von Menschenfleisch hinweisen, erschlägt der aufgebrachte Mob die Teilnehmerin samt ihrer fünf Kinder und dem Ehemann und brennt das Anwesen nieder.

Erzähler Christian erinnert sich: an Feste, an eine unheimliche Fabrik und an seine Neugier. Als Kind fällt er auf das geheimnisvolle Versprechen des Kirmes- Kiosk- Besitzers Rico herein. Um die - batteriebetriebene - Hölle zu sehen, tötet er seine Schwester.

Der Schreibstil ist flüssig. Fast nebenbei wird dem Leser Brocken für Brocken der unfassbaren Verbrechen serviert. Da wird nichts erklärt, beschönigt, verteidigt, fast als entsprächen die Handlungen der Normalität. Die Charaktere sind glaubhaft, man sieht sie förmlich vor sich. Ihr Denken und Fühlen jedoch gibt Rätsel auf - was versteckt dieser Ort noch an Scheußlichkeiten?