Zu viel ...

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buchina Avatar

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Hemmersmoor ein Dorf in Deutschland, wo mehr passiert als in anderen Dörfern. Vier Freunde Martin, Christian, Linde und Martin treffen sich zu einer Beerdigung nach Jahren wieder in ihrem Dorf Hemmersmoor. In jeden einzelnen folgenden Kapiteln werden abwechselnd die Kind- und Jugenderinnerungen der Freunde erzählt. Und diese vier haben nicht gerade wenig erlebt. In jedem Kapitel wird jemand ermordet, vergewaltigt oder sonstwie gequält. Das ganze Dorfleben ist eine Ansammlung von Schreckenstaten. Dazwischen wird es manchmal ein bisschen mystisch mit Geistern und Irrlichtern.

Schon in der Leseprobe war mir aufgefallen, dass der Roman mich manchmal sehr an den Film "Das weiße Band" erinnert hat, vor allem was die Stimmung und die Haltung der Dorfbewohner betrifft. Während bei diesem hervoragenden Film das Schreckliche nur angedeutet wird, beschreibt Stefan Kiesbye die Schreckenstaten mit Liebe zum Detail. Was nicht unbedingt schlecht ist. Aber Masse heißt nicht Klasse. Denn es ist einfach zu viel und wirkt dadurch für mich zu unrealistisch. Während ich am Anfang noch gespannt war, wie sich die Geschichte nach den schrecklichen Taten entwickelt, war ich nach der Hälfte des Buches doch etwas gelangweilt, es kam zu keiner weiteren Auseinandersetzung mit der Tat und ihren Folgen, sondern man ging einfach zum nächsten Mord über. Die Frage blieb dann nur, wen trifft es als nächsten und aus welchem Grund.

Um noch mal etwas positives zu sagen: Kiesbyes Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Alle Kapitel werden in der ich-Perspektive gehalten. Die graue und dunkle Stimmung, die schon das Buchcover vermittelt, schafft er auch mit seiner Wortwahl zu verschaffen.

Dies hätte ein wunderbarer Roman über Schuld und Sühne nach dem Zweiten Weltkrieg werden können, ist aber durch die Ansammlung der Morde und anderen Taten eher ein wie ein Horrorroman, wo es keine Schuld und Reue gibt.