Erich und wie er die Welt sah: 1994-2015

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nadines_buecher Avatar

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Erich Honecker ist nicht wieder da, er lebte bis 2015! Nach seinem fingierten Tod 1994 hat er eine Reihe von Tagebüchern gefüllt - sogar in elektronischer Form -, die sein chilenischer Chauffeur Jorge - selbst durch größten Zufall zu diesem Job gekommen - aufgearbeitet und den geneigten Leserinnen und Lesern zugänglich macht. So erfahren wir von Erichs Sicht auf die Welt, aus dem Blickwinkel des ehernen Sozialisten heraus betrachtet werden Fußball-Weltmeisterschaften kommentiert, der Abriss des Palastes der Republik bedauert, seine Wachsfigur bei Madame Tussaud's kritisiert und die Terrasse und das Bad für den guten Zweck mit Erzeugnissen aus der alten Heimat renoviert. Dass Margot Aktien handelt ist genauso sozialistischer Akt wie es zu DDR-Zeiten zahlreiche Vorgänge zum Wohle des Volkes waren. Wer hätte gedacht, dass die DDR nach Errichtung der Mauer eine Rechnung nach Bonn schickte, damit sich die BRD an einer guten Sache hätte beteiligen können.
Ulkig und launig, durch die kurzen Tagebuch-Absätze leicht zu lesen. Allerdings ist ein Wissen um Geschichte und Zeitgeschehen notwendig, um die Ironie dessen, was Erich uns im treuen Glauben an sein Werk berichtet, zu erfassen.
Titel und Cover weisen auf ein humoriges Werk hin; das schwarz-rot-goldene Bändchen, das offizielle Dokumente schmückt, darf bei den Aufzeichnungen eines Staatschefs nicht fehlen.
Schräges à la "Goodbye Lenin" und "Er ist wieder da".