Aus dem Wirrwarr des WorldWideWeb

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quatschpanda Avatar

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Komiker, die ihr großes Mitteilungsbedürfnis auf der Bühne nicht ausreichend befriedigen konnten und deshalb ein Buch schreiben, sind schon lange nichts neues mehr. In seinem jüngsten Werk beschäftigt sich Tobias Mann mit dem Medium, was uns überhaupt erst das Vorablesen dieses Buches ermöglicht hat - dem Internet.
Welche Entwicklungen, Tücken und Gefahren in der ständigen Präsenz ebendiesem lauern, beschreibt er auf seine typisch witzige Weise, untermalt von mehreren Cartoons und Fotos. Auf humorvolle Weise zeigt er Fragestellungen auf, die mir selbst schon oft begegnet sind. Was ist aus Kommunikation geworden, wenn auf Partys alle nur noch mit ihren Smartphones beschäftigt sind? Wie verändert sich unsere Persönlichkeit, wenn wir uns im Internet stets so darstellen können, wie wir es gerne hätten, ohne, dass es je jemand kontrollieren kann? Warum macht digitale Fotografie einen zum Datenmessie, und warum muss jeder Mensch auf dem Planeten fünf fast identische Bilder vom Eiffelturm oder dreihundert Bilder von den ersten Schritten seinen Kindes machen, statt diese Momente einfach zu genießen? Bei seinen Gedankengängen waren Tobias Mann und ich uns manchmal erschreckend ähnlich, aber es ist schön zu wissen, dass es noch andere Menschen gibt, die einen kritischen Blick für solche Entwicklungen bewahrt haben.
Was das Buch besonders interessant macht, ist die Aktualität. Wer das Buch jetzt liest, bekommt einen schönen Rückblick auf die jüngsten Ereignisse aus dem Internetkult und der Politik. Wie das allerdings in einigen Monaten und mit den weiteren Auflagen aussehen wird, ist fraglich. Auch habe ich mich besonders am Anfang des Buches oft gefragt, an welche Zielgruppe sich Tobias Mann denn nun richtet: auf der einen Seite erklärt er ausführlich das Prinzip Facebook, auf der anderen Seite verwendet er Termini und Bezüge zu Ereignissen, die Menschen, die nichts mit dem Internet oder mit Technik allgemein am Hut haben, nicht verstehen würden. Ich als "Digital Native", also jemand, der mit dem Internet und dem Drumherum aufgewachsen ist, konnte seinen Ausführungen stets folgen, aber wer schon mit dem "Gefällt mir"-System von Facebook nichts anfangen kann, wird auch mit dem Buch nur wenig Freude haben. Außerdem fehlte mir vor allem im letzten Teil des Buches ein wenig der Ansporn weiterzulesen, da er in Bezug auf die Pointen gegen Ende etwas schwächelte.
Alles in allem ist es aber für junge Leute wie mich, die ein wenig Ahnung von dem neuentstandenen Kult, aber einen kritischen Blick nicht im Internetwirrwarr verloren haben, sehr lustig, vor allem als leichte Kost für zwischendurch (oder in meinem Fall nach dem ganzen komplizierten Abiturstoff); andere könnten sich vielleicht von seinen Ausführungen schon leicht angegriffen fühlen.