Eine Kette aus vielen Perlen, von denen nur wenige glänzen

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leseleo Avatar

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Tobias Mann hat sich für sein Buch ein für ihn typisches Cover ausgesucht: Er mit Grimasse und um ihn herum der Inhalt des Werkes. Dies zieht auf jeden Fall die Blicke auf das Buch. Der Klappentext verspricht ein komödiantisches Feuerwerk, welches den Blick auf die heutige "Generation Internet" richtet und dabei die sprachliche Finesse nicht vermissen lässt.
Der Anfang des Buches liest sich dabei sehr vielversprechend. In einem kurzen Abriss wird auf die Entwicklung der Heimcomputer und des Internets eingegangen. Hierbei schafft es Mann, das Gleichgewicht zwischen Fakten und Humor zu halten. Der Computer-affine Leser überfliegt die ersten Seiten förmlich und kommt zu dem Entschluss, dass es sich wohl genauso abgespielt haben muss, als die PCs unsere Wohnungen besiedelten.
Im weiteren Verlauf nahm bei mir das Interesse am Text und der Unterhaltungsfaktor deutlich ab. Mehr und mehr kommt der Autor aus dem oben beschriebenen Gleichgewicht und neigt zur deutlichen Überspitzung, die meiner Meinung nach nicht mehr lustig ist. Zwar erfasst Mann einige Eigenarten der heutigen Internetnutzung, aber die Beschreibung dieser las sich im Verlauf des Buches immer zäher. Es existieren ohne Frage einige Highlights und Schmankerl im Verlauf des Textes, welche sich auf das eigene Leben reflektieren lassen, aber leider auch zu viele Nieten. Für mich persönlich war der humoristische Höhepunkt etwas auf Seite 100 erreicht. Von da an ging es stetig bergab und die Kapitel zogen sich wie Kaugummi.
Die sprachliche Finesse, die im Klappentext beschrieben wird, äußert sich in der ständigen Vermischung von Umgangssprache und pseudointellektuellem Aneinanderreihen von Fachtermini. Dies wirkte auf mich wenig fein, sondern eher gezwungen und definitiv nicht humorvoll. Die anfänglich lustigen Fußnoten wirkten mehr und mehr gezwungen und spätestens ab Fußnote Nr. 35 von 175 nervig und wider den natürlichen Lesefluss.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass "Hilfe, die Googles kommen" ein aktuelles Thema beschreibt und vom Grundton her genau meiner Meinung entspricht. Ich denke, dass der ein oder andere Leser dank dieses Buches sein eigenes On- und Offlineleben hinterfragt. Ich hatte mich auf eine andere Darstellung der Problematik gefreut, welche in Verbindung mit Spitzers "Digitale Demenz" ein ganzheitliches Bild ergibt. Letztendlich stellt Manns Buch aber irgendwie genau einen Gegenpol zu Spitzer dar und somit muss die Wahrheit wohl in der Mitte liegen.
Im Verlauf des Buches geht der anfängliche Witz leider verloren und Mann übertreibt es mit den Übertreibungen. Von Spannungskurve (o.ä.) kann in diesem Buch nicht gesprochen werden. Die Kapitel wirken wie eine Perlenkette lieblos aneinandergereiht und sind teilweise völlig zusammenhangslos.
Abschließend wage ich es zu bezweifeln, dass Tobias Mann aufgrund dieses Buches mehr Google-Treffer haben wird als Thomas Mann...