Hilfe, die Goolgles kommen

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mrs-lucky Avatar

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Tobias Mann hat ein Buch verfasst über seine Sicht des Einflusses des Internets auf die Gesellschaft. Als Comedian hat er dieses Thema auf die „komische Art“ abgehandelt, ein wenig liest sich das Buch wie die Textfassung eines Bühnenprogramms.

Tobias Mann geht auf verschiedene Aspekte ein wie zum Beispiel die Entwicklung der digitalen Welt, soziale Netzwerke, Onlineshopping, Suchmaschinen, politische Aspekte und Regularien des Internets, die Tücken von PCs im Allgemeinen und des Internets im Besonderen, Clouds, Twitter, Chatrooms, Emails und nicht zuletzt seinen Lieblingsfeind Google.

So ganz ist mir nicht klar geworden, welche Zielgruppe der Autor erreichen will. Einerseits spekuliert er darauf, dass der Leser sich mit einigen geschilderten Situationen und Erlebnissen identifizieren kann. Das war bei mir durchaus mehrfach der Fall, obwohl der Autor von seinen Erfahrungen berichtet und ich etwa 10 Jahre älter bin. Andererseits erklärt er einiges so detailliert als würde er Leser ansprechen wollen, die den PC nur von weitem kennen und beispielsweise noch nie von Facebook gehört haben. Dabei ist das Buch in erster Linie in den Passagen witzig, in denen man eigene Erlebnisse und eigene Verhaltensweisen wieder erkennt. Ja, mein Mann und ich haben auch schon vom Arbeitszimmer in die Küche videophoniert, und wer hat nicht auch schon die Erfahrung gemacht, sich in den Tiefen des Internets zu verlieren. Bei mir ist es übrigens mein Vater, für den ich Systemadministrator und Helpdesk in einer Person bin.

Andererseits muss man Tobias Mann und seinen Humor schon mögen, um an dieser Lektüre Gefallen zu finden. Vielen witzigen Anmerkungen merkt man die Bemühungen an, unbedingt komisch sein zu wollen. Es tauchen einige Kalauer auf, andererseits gab es durchaus Szenen, die mir durchaus Lacher entlockt haben und die ich dann meinem Mann vorlesen musste. Ich konnte das Buch nicht in einem Stück lesen, nach 2-3 Kapiteln wurde es zu eintönig und ich brauchte eine Pause. Da es keine durchgehende Handlung gibt, sondern in den einzelnen Kapiteln unterschiedliche Aspekte des digitalen Lebens betrachtet werden, kann man das Buch gut immer mal wieder zwischendurch zur Hand nehmen. Nervig waren die insgesamt 175(!) Fußnoten. Ein paar zusätzliche witzige Kommentare mögen ja ein Buch bereichern, in dieser Fülle stören sie erheblich den Lesefluss. Bei 3 oder 4 Fußnoten auf einer Seite verliert man nicht nur den roten Faden der Geschichte sondern auch die Lust am weiter lesen.

Das Buch zeigt aber nicht nur die komischen Seiten der zunehmenden Digitalisierung auf, sondern macht auch nachdenklich über unseren Umgang und die eigene Nutzung des Internets mit seinen Medien. Mir ist mal wieder vor Augen gehalten worden, dass ich mich viel zu oft in die Tiefen des Netzes hineinziehen lasse, und dass das reale Leben wo anders stattfindet.