Kalter Hund
Kalter Hund
Kalter Hund? Nein, nicht der, an den Sie vielleicht denken. Vielmehr: Kalter Hund = toter Hund. Aber bis es so weit ist, vergehen Zeit und etliche Seiten von Romy Hausmanns neuestem Thriller. Bis dahin hat die Autorin ausreichend Gelegenheit, Handlungsstränge zu entwerfen, Verbindungen zu knüpfen, Fährten zu legen, Charaktere zu entwickeln und handelnde Personen einzuführen. Als da wären:
Julie Novak, auf die die Bezeichnung handelnde Person nur bedingt zutrifft. Schließlich wurde sie vor zwanzig Jahren entführt und ist seither nach der Forderung eines vergleichsweise geringen Lösegelds spurlos verschwunden. Ferner: Sophia, ihre Schwester, Daniel Wagner, ihr Ex-Freund, Jason Willmers, ihr Karatelehrer, die Podcaster Liv und Phil, die ominöse Lara und Theo Novak, ihr Vater, Arzt und Professor und – wie er stets betont – ehemaliger Leiter der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Charité. Letzterer leidet an der Krankheit, die einen allmählich „das Leben vergessen lässt“. Theo ist der Protagonist schlechthin. Romy Hausmann widmet ihm und seiner Demenz viel Raum und lässt – ihr Herzensanliegen – die Leserinnen und Leser intensiv teilhaben am fortschreitenden Verfall, an der verzweifelten Suche nach Wörtern, die meist im Malapropismus endet, an lichten und dunklen Momenten, an den Reaktionen des sozialen Umfelds. Eindrücklich gelingt es ihr, deutlich zu machen, welcher Druck auf Theo lastet. Als Arzt hat er Tausenden das Leben gerettet, das Leben seiner Tochter zu retten, ist ihm bisher versagt geblieben. Er will ihr Schicksal unbedingt noch aufklären, solange er geistig dazu in der Lage ist. Immerhin ist er davon überzeugt, dass sie noch lebt, zumal sich plötzlich Mails in seinem Postfach finden, die ganz offensichtlich von Julie stammen und in denen sie beteuert, es gehe ihr gut, sie sei glücklich und er solle nicht weiter nach ihr suchen.
Der Autorin gelingt es von Anfang an, Spannung zu erzeugen und ihre Leserschaft auf mögliche Verdächtige zu lenken. Hier und da gibt es zwar Längen, die aber durch erneute Spannungsbögen abgebrochen werden. Es gibt Thriller, die gegen Ende nur noch zusammenfassende Erklärungen zum Ausgang der Geschichte liefern. Zeitweise hatte ich bei „Himmelerdenblau“ auch den Verdacht, der sich zum Glück aber nicht bestätigte. So kommt es zu einem raffiniert konstruierten Finale, das ich in dieser Form überhaupt nicht auf dem Schirm hatte und das rückblickend komplette Handlungsstränge und Personen in völlig anderem Licht erscheinen lässt.
Also Friede, Freude, Fall gelöst? Was folgt dann aber noch auf den restlichen 13 Seiten? Wird hier natürlich nicht verraten, nur so viel: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!
Der Verlag spricht marketingstrategisch von einem „gnadenlosen Thriller“. Nun gut. Ich sage es mal so: Solide spannende Lektüre für laue und alle sonstigen Sommerabende und -nächte.
Kalter Hund? Nein, nicht der, an den Sie vielleicht denken. Vielmehr: Kalter Hund = toter Hund. Aber bis es so weit ist, vergehen Zeit und etliche Seiten von Romy Hausmanns neuestem Thriller. Bis dahin hat die Autorin ausreichend Gelegenheit, Handlungsstränge zu entwerfen, Verbindungen zu knüpfen, Fährten zu legen, Charaktere zu entwickeln und handelnde Personen einzuführen. Als da wären:
Julie Novak, auf die die Bezeichnung handelnde Person nur bedingt zutrifft. Schließlich wurde sie vor zwanzig Jahren entführt und ist seither nach der Forderung eines vergleichsweise geringen Lösegelds spurlos verschwunden. Ferner: Sophia, ihre Schwester, Daniel Wagner, ihr Ex-Freund, Jason Willmers, ihr Karatelehrer, die Podcaster Liv und Phil, die ominöse Lara und Theo Novak, ihr Vater, Arzt und Professor und – wie er stets betont – ehemaliger Leiter der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Charité. Letzterer leidet an der Krankheit, die einen allmählich „das Leben vergessen lässt“. Theo ist der Protagonist schlechthin. Romy Hausmann widmet ihm und seiner Demenz viel Raum und lässt – ihr Herzensanliegen – die Leserinnen und Leser intensiv teilhaben am fortschreitenden Verfall, an der verzweifelten Suche nach Wörtern, die meist im Malapropismus endet, an lichten und dunklen Momenten, an den Reaktionen des sozialen Umfelds. Eindrücklich gelingt es ihr, deutlich zu machen, welcher Druck auf Theo lastet. Als Arzt hat er Tausenden das Leben gerettet, das Leben seiner Tochter zu retten, ist ihm bisher versagt geblieben. Er will ihr Schicksal unbedingt noch aufklären, solange er geistig dazu in der Lage ist. Immerhin ist er davon überzeugt, dass sie noch lebt, zumal sich plötzlich Mails in seinem Postfach finden, die ganz offensichtlich von Julie stammen und in denen sie beteuert, es gehe ihr gut, sie sei glücklich und er solle nicht weiter nach ihr suchen.
Der Autorin gelingt es von Anfang an, Spannung zu erzeugen und ihre Leserschaft auf mögliche Verdächtige zu lenken. Hier und da gibt es zwar Längen, die aber durch erneute Spannungsbögen abgebrochen werden. Es gibt Thriller, die gegen Ende nur noch zusammenfassende Erklärungen zum Ausgang der Geschichte liefern. Zeitweise hatte ich bei „Himmelerdenblau“ auch den Verdacht, der sich zum Glück aber nicht bestätigte. So kommt es zu einem raffiniert konstruierten Finale, das ich in dieser Form überhaupt nicht auf dem Schirm hatte und das rückblickend komplette Handlungsstränge und Personen in völlig anderem Licht erscheinen lässt.
Also Friede, Freude, Fall gelöst? Was folgt dann aber noch auf den restlichen 13 Seiten? Wird hier natürlich nicht verraten, nur so viel: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!
Der Verlag spricht marketingstrategisch von einem „gnadenlosen Thriller“. Nun gut. Ich sage es mal so: Solide spannende Lektüre für laue und alle sonstigen Sommerabende und -nächte.