Liebe zwischen Genie und Wahnsinn

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evelynmartina Avatar

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„Himmelsdiebe“ ist eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, wie sie tabuloser und kompromissloser nicht sein kann.

Laura Paddington, eine Kunststudentin aus behüteten Familienverhältnissen, lernt 1937 in London auf dessen Vernissage den viel älteren deutschen Maler Harry Winter kennen, in den sie sich unsterblich verliebt. Er ist ihr „Großer Zauberer“, den sie sich erträumt hat und dem sie nach Frankreich folgen will. In Paris erlebt sie eine völlig neue Welt, die ausschweifende und frenetische Kunstszene, in die sie als „Windsbraut“ eingeführt wird, die aber nicht von der Ideologie des Nationalsozialismus verschont bleibt. Da Harry’s Bilder in Deutschland bald als „entartet“ deklariert werden, flieht er, als der Zweite Weltkrieg ausbricht, mit Laura in ein abgeschiedenes Dorf in der Provence. Dort geben sie sich voll und ganz ihrer Kunst hin, schaffen sich ihr eigenes Paradies „sehen, malen und lieben“. Doch die Wirklichkeit holt sie ein, Harry wird in ein Internierungslager gebracht. Die Trennung hat für beide weitreichende Folgen.

 

Auf beeindruckende und einfühlsame Art beschreibt Peter Prange in seinem Roman die hemmungslose Liebe zweier Menschen, die vor allem durch ihre gemeinsame Leidenschaft zur Kunst miteinander verbunden sind, indem sie einen Spagat zwischen Realität und Wahnsinn vollführen. Prange’s Erzählweise ist sehr bildhaft, sein Sprachstil passend zur entsprechenden Atmosphäre, zum einen gefühlsbetont und schillernd, zum anderen derb und provokativ. Der Autor versteht es perfekt, die geschichtlichen Hintergründe in das Geschehen einzubauen, so dass ein vollständiges, in sich abgeschlossenes Werk entsteht.

Trotzdem ist es für mich schwer gewesen, verschiedene Handlungsschritte der Protagonisten nachzuvollziehen. An manchen Stellen habe ich mich Kopf schüttelnd gefragt, wie man nur so blauäugig und naiv sein kann. Harry’s Persönlichkeit ist mir fremd geblieben, zu selbstsüchtig und egozentrisch habe ich ihn empfunden. Dahingegen haben mir die Phasen der Veränderung, die Laura durchläuft, gut gefallen. Obwohl es im Verlauf der Handlung einige Längen gibt, baut sich durchaus Neugier auf das Ende auf, das ich für schlüssig und konsequent halte.

Peter Prange betont in seinen Nachbemerkungen, dass es sich bei „Himmelsdiebe“ um eine rein fiktive Erzählung handelt, dennoch sind offensichtliche Parallelen zum Leben und Wirken des deutschen Malers Max Ernst zu erkennen.

 

Wer sich auf die im wahrsten Sinne des Wortes phantastische Geschichte, die Liebe, Kunst, Geschichte, Vernunft und Irrsinn vereint, einlassen kann, der wird sicherlich begeistert sein. Mir ist dies nur zum Teil gelungen.