Peter Prange malt unglaublich atmosphärische Kopfbilder

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Himmelsdiebe übertrifft bei Weitem meine Erwartungen und ist ab sofort als eines meiner Lieblingsbücher auserkoren.

Nicht viele Bücher ziehen den Leser derart in den Bann wie Peter Pranges Himmelsdiebe.

Die sehr verworrene und unter einem Unglücksstern stehende Liebe eines Künstlerpaares hält den Leser gefesselt bis zum letzten Punkt und selbst danach schwirren die Himmelsdiebe immer noch im Kopf weiter.

Der Deutsche Harry Winter und die Britin Laura Paddington lernen sich bei einer Vernisage Harrys in London kennen und sind sogleich voneinander in den Bann gezogen. Relativ schnell wird klar, dass sich ihre seither getrennten Lebenswege ineinander verschlingen und eins werden werden.

Die Geschichte von Laura und Harry spielt in den 30ern und 40ern, sodass die politische Lage Europas eine große Bedeutung im Roman trägt. Harry wird als entarteter Künstler in Deutschland proklamiert, sodass er im ganzen Verlauf des Romans ständig auf der Flucht entweder vor den Deutschen oder aber aus England, Frankreich und Spanien als unerwünschter Ausländer.

Ihr wirklich gemeinsamer Weg beginnt in Paris, wo Laura die Muse Harrys wird und den ganzen Künstlerstand um Harry Winter bezirzt und fasziniert. Zum Leidwesen der Exfrau Harrys, die ihn nicht so einfach aufgeben will. Harry ist aber so besessen von Laura und seiner Kunstfertgkeit durch sie, dass er sie auf keinen Fall aufgeben will. Als Harry aufgefordert wird Frankreich zu verlassen, reisen sie ins Hinterland Frankreichs. Hier hat ihre große Liebe ihren leidenschaftlichen und auch künstlerischen Höhepunkt in einem kleinen Örtchen Frankreichs, in dem die beiden ein altes verkommenes Steinhäuschen zum Liebesnest umwandeln und mit ihren Kunstwerken ein phantastisches Heim gestalten, in dem sie der Realität entfliehen können. Hier produzieren beide Bilder, deren Leinwände am Ende zusammengenäht ein Ganzes ergeben -ein Bild das es so noch nie gegeben hat und laut späteren Meinungen von Kunstkritikern das beste dieses Jahrhunderts sein soll: ihre "Himmelsbeute". Dieses Bild ist der Inbegriff ihrer Liebe und nur daran halten sich beide, nachdem sie auf Grund politischer Umstände getrennt werden, fest. Ein Bündnis zwischen den beiden Liebenden, das für immer bestehen soll. Harry muss in ein Arbeitslager und Laura steht am Rande des Wahnsinns und wird in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Nach langen Umwegen finden sie wieder zueinander, aber ihr altes Liebesglück aus Saint Odile wird es so nicht mehr geben ...

Peter Prange malt mit seinen Worten unglaublich atmosphärische Bilder, denen man sofort und bedingungslos verfällt. Es ist unmöglich dieses Buch zur Seite zu legen ohne danach kurze Zeit später wieder zuzugreifen und wieder in den Liebeswirren und der Dramatik von Harry und Laura zu versinken. Ein sehr aufwühlendes und kunsthistorisch interessantes Buch. Es ermöglicht einen Blick hinter die Kulisse surrealistischer Künstler. Ihre Gedanken, ihre Taten und ihre Kunstwerke erhalten dadurch zumindest ein wenig Klarheit. Auch das Fanatische in Harry, dieses vollkommene Verschreiben auf Laura, passt zu diesem Bild. Dies macht auch klar, dass Harry sehr egoistisch ist, er versucht verzweifelt seine Laura zu finden, weil er sonst nicht mehr malen kann. Dies steht immer im Vordergrund. Die Kunst ist für ihn mehr als alles andere, was auch in den Beziehungen zu den anderen Charakteren im Buch immer wieder deutlich wird. Die vielen Verstrickungen und die dadurch entstehende Dramatik hält sich bis auf die letzte Seite, dies ist die abslute Stärke dieses Buches.

 Für mich ein absoluter Glücksgriff. Wunderbares Cover, wunderbare Sätze, wunderbare Worte, wunderbare Kopfbilder, wunderbar ...Peter Prange scheint selbst ein Himmelsdieb zu sein...

\>\> Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz . \<\< aus Tintenherz S.16 (Cornelia Funke) / im Original von Sir Francis Bacon