Frühling

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anonymous Avatar

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Verborgen vom Menschen lebt noch immer das kleine Volk, die Hydden, in einer Parallelgesellschaft auf der Welt. Bisher haben seine Angehörigen die Großen gemieden, doch nun steht laut Prophezeihung eine Katastrophe bevor. Um diese abzuwenden, ist die Hilfe von Menschen nötig.

Der "Riesengeborene" Jack wird als Andersartiger und Aussätziger als 6-jähriger in die Obhut der Menschen gebracht. In der Prophezeihung spielt er eine wichtige Rolle und muss so vor dem Aberglauben seiner Mithydden beschützt werden, aber auch vor den Fryd, der Polizei einer Adelsfamilie, die Stück für Stück die Herrschaft über Europas Hydden an sich reisst.

Durch einen schlimmen Autounfall wird sein Schicksal mit dem dem gleichaltrigen Menschenmädchen Katherine und ihrer Familie verwoben. Als die Fryd Jack aufspüren, ist es Katherine, mit der sie ihn in ihre Welt locken.
So bricht er also auf, um sie zu befreien und bekommt auch bald Hilfe auf Seiten der Hydden. Diese unterstützen ihn zwar dabei, Katherine zu befreien, pochen aber vor allem darauf, dass Jack seiner Pflicht als Riesengeborener nachgeht, und die Prophezeiung erfüllt.

In diesem Roman steckt eine Menge: Magie und Aberglaube, die moderne Welt, große Liebe, tiefer Hass, politische Intrigen und Aufstände aber auch jede Menge Einzelschicksale.
Fast so scheint es, als hätte sich Horwood übernommen, oder aber dass ihm irgendeiner auf die Schulter getippt hat, und sagte: "Komm mal zum Schluss!"
Die letzten 40-50 Seiten kommen mir arg gerafft vor. Sicherlich musste man da Jacks und Katherines Schicksal nicht weiter austreten. Aber was aus den politischen Aufständen in der Stadt Brum - und somit den anderen Hydden geworden ist, wird letztendlich mit einigen wenigen Sätzen abgehandelt.

Was die Verwebung der beiden Welten und die Reise zwischen ihnen angeht, gibt es meiner Meinung nach einige Logiklücken, oder sogar -fehler.
Ich fand die Beschreibungen nicht ausreichend, um mir ein rundes Bild der Sache zu machen, was wahrscheinlich Absicht war, da das ja "verlorenes Wissen" ist. Mir scheinen jedoch einige Dinge sogar nicht so richtig zusammen passen zu wollen.

Es ist keine Geschichte, die einem Jahre lang in Erinnerung bleiben wird oder einen im Innersten aufwühlt. Aber eine, die man mit Vergnügen an Wintertagen in die Decke eingemummelt verschlingen kann.

Die Aufmachung durch den Verlag finde ich etwas lieblos. Das fängt schon beim Schutzumschlag an. Was illustrativ einer alten Lederschwarte nachempfunden ist, ist auf beschichtetem Hochglanzpapier gedruckt. Look and Feel wollen nicht so recht zusammen passen. Ein Druck mit Prägung wäre außerdem hübsch gewesen und bei dem Preis wohl auch vertretbar.
Trotz Schutzfolie kam bei mir der Schutzumschlag schon mit weiß gestoßenen Ecken und kleinem Einriss an.
Eine Titelillustration, die an Sam und Frodo auf dem Weg ins Auenland denken lässt, umrandet von einer Borte mit Glitzersteinen aus dem Kaugummi-Automaten. Ein Rucksack, der kess von einem Buchstaben des Titels hinunter baumelt und dem ganzen wohl nochmehr Tiefe verleihen soll. Ich find's schrecklich.
Dass das Buch dann in grüne Pappe (nicht Leinen, wie in einer anderen Rezension zu lesen ist) eingeschlagen ist, irritiert zunächst, aber immerhin lässt sich das grün so halbwegs in der Titelillustration und in den Kaugummiautomat-Steinchen wiederfinden. Jedenfalls hat mich der Pappumschlag schon wesentlich mehr angesprochen.
Im Buch findet man die hässliche Borte wieder, die Typo für die Überschriften fand ich auch etwas unglücklich gewählt, aber das ist wohl geschmackssache.
Einige höchst offensichtliche Rechtschreibfehler und ein merkwürdiger Satzbaufehler runden das Bild ab.