Herr der Ringe neu interpretiert

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majandra Avatar

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**1)     ** **Inhalt**

 

Es gibt eine alte Prophezeiung, geschrieben vom Schmied Beornamund: dass eines Tages die Schildmaid kommen und die Welt retten wird. Das wird dann passieren, wenn die vier Steine der vier Jahreszeiten gefunden werden, die irgendwo quer durch die Welt verteilt versteckt und im Laufe der Zeit verloren gegangen sind. Imbolc, die Friedensweberin, war einst die Geliebte von Beornamund – nach ihrem Tod hat er selbst die Steine erschaffen. Erst am Ende der Zeit, wenn der Riesengeborene in die Welt kommt, wird man die Steine finden können …

 

Der Riesengeborene – Jack – befindet sich bereits in der Menschenwelt und lebt dort, nachdem er einen Mordversuch überstanden hat, zusammen mit seiner Jugendfreundin Katherine, die möglicherweise die Schildmaid sein könnte, bei guten Freunden. Katherines Vater ist bei dem Autounfall, der als Anschlag auf Jacks Leben gedacht gewesen ist, ums Leben gekommen, ihre Mutter wurde schwer verwundet und stirbt kurz nachdem Jack Jahre später bei ihr und Katherine einzieht. Außerdem spielt auch das befreundete Ehepaar Margaret und Arthur eine Rolle – ihnen gehört das Haus, in welchem alle Personen leben.

 

Arthur ist ein Forscher, der schon seit langer Zeit auf der Suche nach Hinweisen auf ein verborgenes Volk ist. Er findet heraus, dass die Geschichte von Beornamund tatsächlich wahr ist und dass es in der Welt verschiedene Plätze gibt, die es ermöglichen, zwischen zwei Welten herumzureisen. Diese Plätze, Henges genannt, erlauben es denen, die wissen, wie man das Portal durchquert, eine Reise nach Hyddenworld, wo ein kleinwüchsiges Volk, die Hydden, verborgen vor den menschlichen Augen lebt. Tatsächlich befinden sich die meisten Wohnstätten der Hydden direkt vor den Augen der Menschen, sind jedoch klein und unterirdisch und so weit von der aufgeklärten Lebensweise der Menschen entfernt, dass diese einfach blind für alles geworden sind, was nicht in ihr Weltbild passt. In Hyddenworld haben die Fyrd das Sagen, eine böse Macht, die versucht, die Hydden zu unterdrücken. Erst mit Jacks Ankunft in Hyddenworld – ausgelöst durch die Entführung von Katherine – ändert sich dies und eine neue Welt kann heranbrechen.

 

**2)     ** **Kritik**

 

Es muss festgestellt werden, dass der Roman ziemlich langatmig ist. Zwar versucht der Autor durch zahlreiche verschachtelte Geschichten und einzelne Erzählungen, Spannung und Abwechslung in das Werk einzubringen, jedoch gelingt dies nur episodenweise. Insgesamt ist das Buch überladen mit Informationen über die Hydden und die Prophezeiung, während zusätzlich dazu noch die Geschichte um Jack und Katherine erzählt wird, die genau zu dem Zeitpunkt stattfindet, während in Hyddenworld Fyrd gegen Hydden zu kämpfen beginnen. Alles in allem handelt es sich also um einen ersten Teil einer Reihe, von der man nicht weiß, was in den nächsten Teilen eigentlich noch alles passieren soll.

Die Legende von Beornamund, die der Autor hier erzählt und scheinbar neu erfunden hat, ist zwar nett zu lesen, als Basis weit interessanter wäre jedoch eine Legende gewesen, die in unserer traditionellen Geschichte tatsächlich existiert. Gerade die Henges, die der Autor immer wieder anspricht, stellen einen Themenbereich dar, der mit unserer real existenten Welt weitaus besser verbunden hätte werden können, vor allem deshalb, weil beispielsweise Stonehenge eines dieser Henge im Roman darstellt, worüber es auch in unserer alltäglichen Geschichte zahlreiche Legenden und ungeklärte Fragen gibt. Hier hätte man besser anknüpfen und auf tatsächlich vorhandene Mysterien zurückgreifen können.

 

Auch weitere inhaltliche Fragen drängen sich auf, vor allem die nach den Größenverhältnissen zwischen Hyddenworld und den Menschen. Mehrmals wird davon gesprochen, dass ein Hydden mit seiner Körperlänge etwa bis zur Hüfthöhe von Menschen reicht. Allerdings muss Katherine später aufpassen, dass sie nicht von den Menschenfüßen zertrampelt wird, da diese sie nicht sehen – insofern sind die Größenverhältnisse im Buch nicht wirklich durchsichtig und werden auch nicht abschließend erklärt.

 

Sprachlich ist das Werk insofern interessant gestaltet, als eine zeitweise altertümliche Sprache in Anlehnung an mittelalterliche Kommunikationsformen verwendet wird. Dadurch wird die naturbewusste und dementsprechend wenig fortschrittliche Hyddenwelt auch kommunikativ verdeutlicht, was dem Autor gut gelingt.

 

Das Cover ist nach dem ersten sehr guten Eindruck im Internet leider sehr enttäuschend, da es sich durchaus nicht um einen passenden Ledereinband mit Einlassungen und echter Goldschrift handelt, wie es der Inhalt und die altertümlich-traditionsbewusste Geschichte vermuten lässt. Vielmehr wurde ein schlichter abnehmbarer Einband aus Papier verwendet, der wirklich keine Lust auf das Lesen macht.

 

**3)     ** **Empfehlung**

 

Insgesamt lässt sich also feststellen, dass das Werk dem Herr-der-Ringe-Epos sehr ähnlich ist – auch hier handelt es sich um eine verborgene Welt, in der kleinwüchsige Wesen (Hydden – Hobbits) gegen böse Widersacher (Fyrd – Orks) ankommen müssen uns sich dazu magischen Wesen (Imbolc – Gandalf) bedienen und mit anderen außergewöhnlichen Figuren zusammenarbeiten (Schildmaid – Elben).

Wer also „Herr der Ringe“ in einer neuen Interpretation lesen möchte, ist hier genau richtig!