Höchstens durchschnittlicher Serienkiller

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Ein Serienkiller geht um in Hamburg und sucht sich mit einer brutalen Unerbittlichkeit seine Opfer, mal wieder. An exponierter Stelle platziert, tappt die Polizei lange Zeit im Dunkel. Erst eine Sekretärin muss die Ermittler auf die richtige Spur setzen, und das auch erst nach rund 260 Seiten. Vorher tappt die Polizei orientierungslos im Dunkeln und dem ermittelnde Kommissar Jörg Albrecht fallen auch keine später klar werdenden parallelen zu dem Traumfänger-Fall auf, der seinen Einstieg in das jetzige Ermittlungsteam markierte.

Das ist nur eine der vielen hanebüchenen Wendungen, die Stephan M. Rother im Laufe der 570 Seiten entfaltet. Nachdem er sich bereits als Epigone des Mystery- bzw. Vatikanthrillers betätigt hat ("Das Babylon-Virus"; "Die letzte Offenbarung"), muss nun der Serienkillerthriller dran glauben. In Hamburg und Königslutter angesiedelt setzt sich der Roman aus verschiedenen Perspektiven und Zwischenspielen zusammen.Die Grundidee ist auch wirklich nicht schlecht gelungen, doch leider finde ich die weibliche Perspektive der Ermittlerin Hannah Friedrichs gnadenlos überzogen und von Klischees triefend (natürlich kann ein erfolgreicher Mann mit 'waffenscheinpflichtiger Stimme' bewirken, dass die toughe Kommissarin ohne zu zögern sofort mit einem potentiell Verdächtigen in die Kiste hüpft). Auch die anderen beteiligten Personen bleiben außer Jörg Albrecht und dem "Traumfänger" blass, konturlos und angerissen.
Gerade zu Beginn des Buches stagnieren die Ermittlungen und damit auch die Motivation, das Buch zu einem Ende zu bringen. Gerade in der Mitte des Buches dachte ich kurzzeitig daran, aufzugeben, bis doch etwas Schwung in die Ermittlungen kam. Fehlt am Anfang des Tempos, macht Stephan M. Rother aber zum Ende hin alles richtig und zieht das Tempo immer mehr an, um den Leser bei der Stange zu halten. Dies gelingt wirklich gut, nur muss ich dabei anmerken, dass das Ende trotz der Spannung völlig skurril und irrealistisch anmutet. Natürlich muss die Schlussszene kumulieren, allerdings, ohne hier viel vom Ablauf verraten zu wollen, geschieht dies fernab der Realität und ein Polizeieinsatz wäre so wahrscheinlich nie bewilligt worden. Auch offenbaren sich hier wieder Logiklöcher, die die Geduld und den guten Willen des Lesers merklich strapazieren.

Am Ende bleiben trotz dem Versuch, das Buch rund zu Ende zu schreiben, zahllose Fäden in der Luft hängen. Motiv und Durchführung der Taten bleiben nebulös und man hat den Eindruck, dass man eben einen Täter und ein, wenn auch an den Haaren herbeigezogenes, Motiv eben braucht, damit das Buch rund wird ' das tut es aber leider so oder so nicht.
Trotz dem am Ende des Buches eingefügten Cliffhanger (der Nachfolger [Öffne deine Seele](http://www.amazon.de/gp/product/3499259869/ref=cm_cr_asin_lnk) kommt im März 2013) bleibt man mit dem Gefühl zurück, dass hier jemand schnell auf den Erfolgszug des Thrillers mit dem Sujet Serienkiller aufspringen wollte, doch dieses Buch ist in allen Bereich höchstens durchschnittlich und auf jeden Fall belanglos. Eigentlich hörte sich der Klappentext und die riesige Marketingkampagne nicht schlecht an, doch das Ergebnis, das Rother abliefert, lässt sehr zu wünschen übrig!

 

Bücher sind wie Schiffe, die das Meer der Zeit durchsegeln (Francis Bacon)