Mit einer Comic-Heldin auf der Suche nach der Wahrheit

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nadines_buecher Avatar

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Zwei Mädchen, die gegenteiliger nicht sein können, werden beste Freundinnen, nachdem sie gemeinsam Princess X, eine Comicfigur die coole Abenteuer erlebt, erfunden haben. Libby Deaton, Halb-Japanerin aus reichem Elternhaus, gekleidet mit Designerklamotten und in Besitz der neuesten Technik, zeichnet Princess X, während May Harper, ein braunhaariges Mädchen mit dicken Brillengläsern aus einer ärmlichen Familie, aber mit reichlich Phantasie gesegnet, denn sie behauptet, mit ihren dicken Brillengläsern in die Zukunft sehen zu können, sich die Abenteuer ausdenkt, die die Prinzessin in ihrem Geisterschloss in Silverland erlebt. Die Geburt von Princess X, mit Spielkreide gezeichnet, während einer Sportstunde in der fünften Klasse, an der die beiden Mädchen aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen können, besiegelt die Freundschaft von May und Libby. Doch die beiden haben nicht lange aneinander, denn bei einem mysteriösen Autounfall, einem Sturz von einer Brücke in den Fluß, kommen May und ihre Mutter ums Leben. Berührendster und gleichzeitg hoffnungsvollster Satz der Leseprobe: "Aber natürlich wurde Libby nie erwachsen. Stattdessen starb sie in der Salmon Bay. Angeblich." Seither trauert May nicht nur um ihre beste Freundin Libby, sondern auch um die dritte beste Freundin im Bunde, Princess X. Nachdem Mutter und Tochter Deaton beerdigt sind, verlässt der Vater Hals über Kopf Seattle. Mit ihm verschwinden die Geschichten um die Prinzessin mit den roten Chucks und dem Ninja-Schwert, denn gleich mehrere Secondhandläden haben den Haushalt der Deatons aufgelöst. May spricht öfter an Libbys Grab mit der toten Freundin, erzählt ihr von der Scheidung ihrer Eltern. Doch sie bleibt bei ihrem Vater in Seattle, schleppt sich drei Jahre lang ohne die beste Freundin durchs Leben, hat Albträume, in denen es Libby gelingt, sich aus dem versunkenen Auto zu befreien. Bis sie eines Tages am Schaufenster eines ehemaligen Ladens in einem Abbruchhaus einen Aufkleber mit Princess X darauf entdeckt. Sie vertraut sich ihrem Vater an, doch der ist nach wie vor vage, versichert er ihr doch, selbst nachdem May es aufgegeben hatte, selbst im einen oder anderen Secondhandladen nach den Comics der Mädchen gesucht zu haben. May geht nun mit offenen Augen durch die Stadt, entdeckt den ein oder anderen Princess X-Aufkleber oder die Figur als Graffiti in der Stadt. Schließlich begegnet ihr ein Skater, der einen Princess X-Aufnäher auf seinem Rucksack hat. Der verrät ihr die Website, auf der der Aufnäher gekauft wurde. So findet May Libby (scheinbar?) wieder, die Website enthält geheimnisvolle Andeutungen um eine Geistermutter, einen Nadelmann und Princess X selbst, die so aussieht, wie sich May Libby mit 17 Jahren vorstellt. Vier Schlüssel führen zum Geheimnis von Princess X – doch dazu muss May die Comics auf der Website von Anfang an durchsehen. So erfährt sie, dass Libbys Mutter tatsächlich erschossen wurde und Libby vom Nadelmann aus dem abgestürzten Auto befreit wurde. Wohl um sein eigenes Kind, das eine Blut- oder Knochenmarkspende benötigt, die Libbys Eltern verweigert hatten, zu retten. Doch das Kind stirbt, und Libby wird vom Nadelmann gefangen gehalten. So weit jedenfalls erfahren wir die Geschichte. May, aufgewühlt, konfrontiert ihren Vater mit Mrs. Deatons Tod. Der muss ihr schließlich eingestehen, dass man May vor drei Jahren – zu ihrem eigenen Besten – die Information vom Mord vorenthalten hatte.
Was als nette, harmlose, liebenswürdige Geschichte um Mädels-Freundschaft beginnt, die kreativ und schriftstellerisch mit und von ihrem alter Ego Princess X lebt, entwickelt sich zu einem Kriminalfall, mündet in die Suche nach Libby, die alles was nach dem Unfall geschehen ist auf einer Website in Comics verarbeitet. Kann May die Geheimnisse der vier Schlüssel lösen und die Freundin finden? Will sie gefunden werden? Nutzt sie Princess X als Hilfeschrei? Wer oder was ist aus Libby geworden? Ist sie tatsächlich noch am Leben oder verarbeitet jemand anderes seine Trauer um das Mädchen auf diese Weise?
Schön erzählt, das Princess X-Lila sowie das erste Comic und die Web-Comics lockern die Geschichte auf bzw. lassen die Leser das erkunden, was May aus dem Netz erfährt. Das Cover zeigt ein Graffiti von Princess X – wie könnte es anders sein – und weist damit auf die Comic-Inhalte hin, aber auch auf ein Buch für Mädels. Sobald May die Website öffnet, kann man das Buch nicht mehr weglegen und die Leseprobe hätte noch weiter und weiter und weiter gehen können.