Ein literarisches Dessert, ein Sahnehäubchen der Entspannung.

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totopectore Avatar

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Lesen ist Abtauchen in eine andere Welt. Stimmt, aber man taucht auch wieder auf und nimmt viel mit. Na ja, manchmal mehr und ein anderes Mal weniger.

In diesem Buch bin ich eingesunken, abgetaucht und wollte gar nicht wieder dort raus. Ich war fast schon entsetzt, dass es zu Ende war. 

Es war kurzweilig zu lesen. Es war eine Verführung in eine Leichtigkeit, die gerade in diesen Zeiten und bei miesem Wetter, schlechter Stimmung oder wann auch immer es passt, uns herausholt aus dem Alltag. Ein literarisches Dessert, ein Sahnehäubchen der Entspannung. Sophie und Marc begegnen sich und ihre Geschichte scheint sehr schnell zusammen zu führen. Doch wie und wann es geschieht war ein Genuss. Beide Hauptcharaktere haben mich überzeugt und waren authentisch.

Die Kapitel waren immer mit einer Einleitung und einem Hinweis auf den Protagonisten in dem jeweiligen Abschnitt. So war Sophie wechselnd auf Mallorca oder in Hamburg. Ihre Geschichten fangen immer mit Zitaten und Kommentaren sowie Gefühlen an. Marc, ebenfalls abwechselnd auf Mallorca oder in Hamburg, eher der rationale Unternehmer. Bei ihm war es der Kühlschrankinhalt. Klinkt absolut schräg, aber es war genial gemacht.

"Sophie - Hamburg
Eifersucht ist eine Leidenschaft,
die mit Eifer sucht, was Leiden schafft
'Da könnte was dran sein', findet Sophie."

"Marc - Hamburg
Kühlschrankinhalt Wohnung Hamburg:
Schokopudding, Vanilleeis, kinder Pingui, Wackelpudding, Col, Fanta, Ahoj-Brause"

So habe ich als Leserin einen kontinuierlichen Wiedererkennungspunkt der beiden. Auch tauchte bei Marc immer wieder die Aufzählung als Stilmittel für seine Gedanken auf. Bei Sophie waren es ihre Kinder und die gefühlvolle Sprache. Heißt jetzt nicht, dass sie säuselt, nein, sie war eben genau das Gegenteil von durchstrukturiert und kalt.
" 'Si, das habe ich', erwidert Maria, doch ich kann ihren Blick nicht recht deuten. 'Er hat dein Anliegen zur Kenntnis genommen, aber nichts weiter dazu gesagt.' Mir rutscht das Herz augenblicklich in die Hose. Die Zeit ist flink wie ein Wiesel. Man kann sie weder einfangen noch aufhalten. 'Gibt es irgendetwas, das ich tun kann?' 'Geduld haben, Schätzchen, Geduld haben', lautet die Antwort, die gerade überhaupt nicht brauchen kann. Ich bin etwa so geduldig wie ein Rennpferd kurz vor dem Start."

Die Geschichten von Sophie und Marc und allen anderen Figuren füllen angenehm und überschaubar den Roman, wie die Sonnenstrahlen auf Mallorca mit der Natur. Und Antena, mit einem Stier aufgewachsen, hält sich jetzt für einen Stier. Dieser Esel geht auf Farben los. 

Ich fühlte mich dorthin versetzt und würde gern hinfahren, Sophie und Marc treffen und in der Casa de Elm essen. Nie wieder weg, einfach genießen.

Cover und Buchgestaltung ist sehr schön, gute Haptik. Die Kombination aus Fotografie und Zeichnung sowie das Klimaneutral-Label gefallen mir. Beide Innenseiten sind ausklappbar und schön als Lesezeichen zu nutzen. Und es gibt noch ein Highlight: 

ein Rezeptteil mit Rezepten aus der deutschen und der mallorquinisch Küche.