Kochen mit Hindernissen

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Sophie urlaubt mit ihrer Schwester Geli auf Mallorca. Die beiden Frauen genießen Sonne, Meer und vor allem die leckeren Spezialitäten der Insel. Während eines Bummels über den Markt treffen sie auf Marc. Der Unternehmensberater arbeitet deutlich zu viel und bekommt auch prompt die Rechnung von seinem Körper präsentiert. Er braucht dringend eine Auszeit, die der Hamburger in seinem deutschen Domizil verbringen möchte. Es wäre kein Roman von Gabriella Engelmann, wenn sich Sophie und Marc nun aus den Augen verlieren würden. Sophie wohnt nämlich ebenfalls in Hamburg und unterstützt gerade ihre älteste Tochter Liv bei den ersten Schritten in die Selbstständigkeit. Liv hat für ein paar Monate einen Raum angemietet, in dem sie ein neuartiges Restaurant eröffnen möchte. Bereits vor der Eröffnung stürzt sie allerdings die Treppe hinunter und bricht sich Hand und Bein. Ihre Familie unterstützt sie nun tatkräftig, auch wenn sie mit einem Küchentrauma kämpfen. Die Katastrophe wird mit chaotischen Aktionen gemildert und nebenbei können die Damen auch noch Blicke auf die Männer in ihrem Umfeld werfen.

Gabriella Engelmann holt mit ihrem Roman „Ich dachte schon du, fragst mich nie“ das Urlaubsfeeling nach Hause. Was für Sophie zunächst nur als Urlaub auf der Mittelmeerinsel beginnt, entwickelt sich bald zum zweiten Schauplatz. Die männliche Hauptfigur Marc stammt ebenfalls aus Sophies Heimatstadt Hamburg. Damit schafft die Autorin eine Verbindung und die turbulente Geschichte beginnt. Sophie ist seit einigen Jahren Witwe und steht an der Schwelle für einen Neuanfang. Sie selber hat diesen Umstand noch nicht realisiert, wohl aber ihr Umfeld. Auch ihre Töchter beginnen, ihre eigene Zukunft zu planen. Familie ist für Sophie das Allerwichtigste, weswegen sie auch immer zuerst an ihre Töchter denkt und dann erst an sich selber. Nach Livs Unfall ist es also nur selbstverständlich, dass alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, dass das kleine Restaurant trotzdem eröffnet werden kann. Es hängt so viel davon ab und außerdem passiert in der Hektik der Eröffnungsphase noch so viel mehr Unvorhergesehenes, das humorvoll geschildert wird. Die Emotionen wechseln zwischen Entsetzen und erleichtertem Auflachen.

Trotz der chaotischen Umstände, die zweifellos einen großen Unterhaltungswert für Nichtbetroffene haben, werden auch ernsthafte Themen angesprochen. Sophie und Marc sind in ihrer Lebensmitte angekommen und orientieren sich neu. Marc hat seinem Körper zu viel Arbeit zugemutet und benötigt dringend eine Pause. Er macht sich Gedanken, wie es später weitergehen kann und was er unbedingt in seinem Leben behalten will. Die Analyse erfolgt in kleinen Schritten, wobei der erfahrene Leser die Lösung schon in Palma erkannt hat. Der Weg ist aber das Ziel. Sophie musste sich ebenfalls von ihren ursprünglichen Lebensträumen verabschieden und erkennt nun, dass die Zeit der Trauer nicht ewig ausgelebt werden kann. Beide Perspektiven werden abwechselnd geschildert, sodass man als Leser immer im Bilde ist. Den Kontrast bilden Geli und Jan, die Vertrauenspersonen von Sophie und Marc. Auch bei ihnen stehen Veränderungen an, aber sie begegnen ihnen aus einer anderen Stimmung. Alles zusammen ergibt ein lebensnahes Szenario, bei dem man sich gerne auf eine Mandelsuppe dazusetzen würde. Denn um leckere Speisen geht es sowohl in Hamburg als auch auf Mallorca.

Ich dachte schon, du fragst mich nie ist ein unterhaltsamer Roman, der selbst in der kalten Jahreszeit die Sonne scheinen lässt. Die Figuren sind mit liebenswerten Eigenheiten versehen, die Katastrophe muss beseitigt werden und es knistert. Sämtliche Zutaten für einen lesenswerten Roman sind vorhanden. Den Rest erledigt Eselin Antena. ¡Grandioso!