Kochende Leidenschaft...

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Wer ist reif für die Insel? Nach ihrem humorvollen Roman "Zu wahr, um schön zu sein" legt die Bestseller-Roman mit ihrem neuen Buch "Ich dachte schon, du fragst mich nie" nach und entführt ihre Leserinnen von ihrer Wahl-Heimat Hamburg auf Mallorca, die Lieblingsinsel der Deutschen.

Kann das Chaos noch ein bisschen größer werden?, fragt Sophie Hartmann sich. Tochter Pauli leidet am ersten Liebeskummer, Schwester Geli an notorischem Hang zu falschen Männern und dann bricht sich Tochter Liv ausgerechnet kurz vor Eröffnung des gemeinsamen Restaurants die Hand. Dummerweise ist Sophie in der Küche ein Totalausfall, selbst mit ihrem Wahlspruch „Familie ist das Allerwichtigste“ stößt sie hier an ihre Grenzen. Zum Glück beweist das Schicksal Sinn für Humor und schickt Hilfe von unerwarteter Stelle. Doch während sich in Sophies Umfeld alles zum Besten wendet, muss sie selbst erkennen, dass sie ihre eigenen Wünsche und Ziele viel zu lange begraben hat ...

Stilistisch ist das in frischen Tönen gehaltene Cover genau an den erfolgreichen Vorgänger "Zu wahr, um schön zu sein" angepasst worden. Man glaubt direkt an einem liebevoll eingedeckten Tisch auf der Terrasse einer Finca auf Mallorca zu sitzen, von der man einen traumhaften Blick auf die idyllische Landschaft genießen kann. Die Mandelbäume blühen, und ein Esel grast friedlich auf der Weide. Wer freut sich nicht über ein Glas Cava, frisch gepressten Orangensaft und köstlichen selbstgebackenen Kuchen zum Frühstück im Grünen?

Die Handlung spielt an zwei Schauplätzen, nämlich in Hamburg und auf Mallorca. Erzählt wird sie aus zwei Perspektiven. Zu Wort kommen Sophie, eine verwitwete Frau im mittleren Alter, die mit ihren fast erwachsenen Töchtern, ihrer Schwester und zwei Untermieterin unter einem Dach in einem großzügigen Haus in Hamburg lebt und ihren Lebensunterhalt mit dem Übersetzen von Belletristik verdient, und Marc, ein reicher Unternehmensberater im besten Mannesalter, der für die gehobene Küche schwärmt und sich auf Hotel und Gastronomie im oberen Preissegment auf Mallorca spezialisiert hat. Sie haben sich mit ihrer beruflichen Laufbahn arrangiert, wie man so schön sagt, aber glücklich sind sie nicht geworden. Auch ihr Privatleben ist auf der Strecke geblieben; Sophie hat den Tod ihres Mannes nicht überwunden und ein regelrechtes Küchen-Trauma entwickelt, während Marc schwer daran knabbert, dass er von seiner großen Liebe vor der geplanten Traumhochzeit sitzengelassen worden ist und seine Wünsche nach der Gründung einer eigenen Familie unerfüllt geblieben sind.

Die finanziellen Sorgen von Sophie werden häufig thematisiert, dennoch sollte man nicht vergessen, dass sie ein großes Mehrfamilienhaus in einer bevorzugten Lage in Hamburg besitzt, regelmäßige Mieteinkünfte durch die Vermietung einer separaten Einliegerwohnung an eine WG bezieht, ihre zwei heranwachsenden Töchter zu privaten Schulen schicken und die Gründung eines Pop-Up-Lokals finanziell stemmen kann. Auch Marc steht auf der Sonnenseite des Lebens, er kommt aus einem reichen Elternhaus und hat sein geerbtes Vermögen weiter ausbauen können. Mit diesen privilegierten, durchaus bodenständigen und sympathischen Menschen, die in einer kochenden Leidenschaft zueinander entbrennen, werden sich die meisten Leserinnen nicht identifizieren können.

Alles in allem hat mir diese heitere, wenn auch ziemlich unrealistische Lektüre gut gefallen. Es ist eine unterhaltsame, warmherzige Geschichte für zwischendurch, die sich um Lebensträume und Selbstverwirklichung von erwachsenen Menschen dreht und locker und leicht lesen lässt.