Ich hätte es wissen müssen - gute Idee, Umsetzung - naja!

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mysticcat Avatar

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Die Buchidee zu "Ich hätte es wissen müssen" gefällt mir sehr gut, den Cybermobbing ist ein aktuelles Thema. Tori (Victoria) ist 16 Jahre alt und hat sich am Cybermobbing eines ehemaligen Freundes und Klassenkammeraden beteiligt, in der Hoffnung, dadurch selbst sozial aufzusteigen und von den "angesagten" Typen in der Schule weiterhin positiv wahrgenommen zu werden. Es beginnt damit, dass sie sich immer weiter vom Opfer Kevin Cooper distanziert und zum Schluss auch ins Mobbing einsteigt, was Kevin dann letztendlich in den Selbstmord treibt.

Die Geschichte beginnt mit einem Telefonanruf von "Andy", der sich angeblich das Leben nehmen will. Tori weiß nicht, ob an der Gescichte was dran ist, und fragt ihren Bruder und ihren besten Freund um Rat - gar nicht so einfach, wenn man kein Smartphone, keinen Computer und keine Telefonnummern hat - und sich auch nie welche notiert hatte, denn elektronisch ist ja eh alles gespeichert. Sie spricht die ganze Nacht mit Andy, ihrem Bruder und ihrem besten Freund.

Die Grundidee (auch in moralischer Hinsicht) hinter diesem Buch gefällt mir wirklich gut. Nur verstehen kann ich Toris Verhalten überhaupt nicht. Wie kann ein Mensch mit so wenig Empathie ausgestattet sein wie Tori? Wenn sich irgendjemand umbringt, den ich kenne, bin ich fix und fertig - auch, wenn ich diesen Menschen nicht besonders gut kannte oder mochte. Gerade am ach so christlich gläubigen Amerika müsste man sich doch alleine schon am Thema "Freitod" mehr Anstoß nehmen, überhaupt, wenn im Raum steht, dass man daran mitschuldig ist. Somit bleiben für mich diese Facetten offen und unklar.

Auch Toris Entwicklung im dem Buch ist komisch. Wenn es mir egal ist, dass ein "Freund" gemobbt wird, was interessiert mich dann irgendein Fremder am Telefon so plötzlich? Auch diese Handlung passt nicht zu der Tori, die in diesem Buch beschrieben wird.

Durch die Auflösung finde ich das ganze noch viel schlimmer konstruiert, denn alle Figuren in diesem Buch werden meiner Meinung nach oberflächlich und lieblos dargestellt - gerade der Vorwurf der Oberflächlichkeit wird im Buch aber der Protagonistin gemacht. Schade! 50 Seiten mehr, die den Protagnonisten Persönlichkeit und Tiefe geben, hätten dieses Buch sicher noch besser werden lassen.

So bleibt es leider oberflächliches Teenagergeplapper, das aber auf Grund der Kürze und der Thematik trotzdem lesenswert ist.