Ein doch äußerst humorvoller kleiner Roman...

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astrid b Avatar

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Robert Naumann – arbeitslos – ok, langzeitarbeitslos in seinem Fall - da sein zweite Heimat mittlerweile Zimmer 211 des Job Centers – geführt von der „liebenswürdigen“ Frau Steputat - ist.

Er fühlt sich eigentlich recht wohl mit seiner Situation – möchte eigentlich gar nicht arbeiten und sieht die Bemühungen Frau Steputats, ihn wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln, eher als Zeitverschwendung an.
Sämtliche ihrer Versuche versteht er sehr geschickt zu umgehen oder unterminieren.

Das Buch ist in kleinen Kapiteln gehalten – ab und an gibt es Rückblicke auf die vorherigen erfolglosen Erwerbsversuche des Herrn Naumann – dann Szenen in Zimmer 211 mit Frau Steputat, die ihn eben versucht in Arbeit zu bringen.
Aktuelle Versuche und Problemlösungen, wenn es Frau Steputat eben doch geschafft hat ihm derart mit Sanktionen zu drohen, daß er sich dann doch entschließt eine Maßnahme anzutreten oder ein Praktikum zu riskieren.

So rein vom Inhalt klingt es jetzt nicht spannend, oder besonders originell, oder dazu geeignet, ein positives Bild eines Langzeiterwerbslosen zu bekommen – eher scheint es Vorurteilsfördernd zu sein....
...Aber -das ist eben nur der erste Blick ohne Kenntnis des Geschriebenen.

Teilweise ist es bitterböse, aber doch auf eine sehr liebenswert bitterböse Art.
Bitterböse wenn es um die Darstellung bestimmter Arbeiterklischees, der sogenannten in Arbeit stehende Gesellschaft, die bösen faulen Arbeitslosen und vor allem um die ach so sinnvolle Reform der Erwerbslosigkeit genannt Hartz IV geht.
Aber eben derart humorvoll auf naiv anmutende Weise dargestellt, daß es dadurch eben beinahe etwas liebevolles hat.

Mein Lieblingskapitel – Die Bauarbeiter – Warum ich schließlich doch kein Bauarbeiter wurde.
Diese Beschreibung und das austoben an den Klischees und dabei aber so anmutende als wäre es tatsächlich seine Meinung, hat mich doch einfach nur zum Lachen gebracht.

Viele Wahrheiten des Lebens mit Hartz IV werden mit einer Gelassenheit, einem gleichzeitigen Humor derart entstellt, daß man kaum die leider doch existierende Wirklichkeit hinter manchmal doch sehr weltfremden und völlig undurchdachten Maßnahmen mit denen Langzeitarbeitslose teilweise malträtiert werden, sehen kann.

Die Beschreibungen sind derart trocken ironisch beschrieben, daß man fast denken könnte, der Autor wolle, daß man bloß nicht auf die Idee kommen könnte, es stecke etwas anderes dahinter.

Besonders mag ich die doch die sehr ausgeprägt Selbstironie des Erzählers. Ebenso wie seinen Schreibstil, der mich doch sehr angesprochen hat.
Ich vermute mal, an dem Buch werden sich die Geister scheiden. Aber auch das macht es durchaus reizvoll.

Man sollte doch einen leichten Faible für eine Art – ich sag mal – etwas durchgeknallten Humor haben, diese spezielle sarkastisch ironische Art mögen, einiges eben einfach bloß nicht zu ernst zu nehmen – eben bis auf das, was eigentlich hinter seiner Ironie steht.

Wenn man das da mag – dann mag man auch Robert Naumann.

Nicht besonders mochte ich die Zeichnungen, aber ich denke mal, daß ist einfach eine Sache des Geschmacks.

**Fazit:**
Ein doch äußerst humorvoller kleiner Roman über einen Langzeitarbeitslosen, der mit totalen Klischees und Übertreibungen arbeitet – dies aber dann doch so geschickt herüberbringt, daß ich zumindest meinen Spaß an dem Buch hatte.
Empfehlenswert vielleicht nicht unbedingt für Workaholics oder Unternehmer, da diese doch in ihrem Weltbild erschüttert werden könnten.
Für zwischendurch und um seine Laune aufzubessern durchaus empfehlenswert.