Ein Leben wie es nicht sein sollte

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holzfrieden Avatar

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„Pusus ist nicht dein Name“, sagt sie. „Pusus ist nur ein anderes Wort für Junge. Genauso wie Focarina nicht mein Name ist. Es ist nur ein anderes Wort für Köchin. Früher hatte ich mal einen Namen, aber den habe ich nicht mehr. Jetzt habe ich das hier… Sie fährt mit dem Finger an der Innenseite des eisernen Halsbandes entlang, das über ihrem Schlüsselbein sitzt. Ich weiß nicht, ob du jemals einen Namen hattest.“ (Seite 72)
Der alte Jakob schreibt seine Erinnerungen auf. Mit obigem Zitat kann man schnell erahnen, wie sein Leben ausgesehen haben mag. Man muss sich einlassen, auf die Zeit der Sklaverei und willens sein, in diese Welt einzutauchen. Gelingt einem dieses nicht, ist die Lektüre dieses Buches nicht möglich.
Die Zeit der Sklaverei war barbarisch, das wird einem immer bewusster, je weiter man in diesem Buch liest. Aus heutiger Sicht kann man es gar nicht fassen, dass Menschen verkauft wurden und alle Rechte verloren. Sie wussten oft nicht, woher sie kamen, wer ihre Eltern waren oder wie sie hießen.
So ergeht es auch unserem Protagonisten Jakob, von allen nur Pusus genannt. Aufgrund einer Verwechslung, man dachte, er sei ein Mädchen, als man ihn kaufte, landet Pusus als SklaveJunge in einem Bordell.
Zunächst hat Pusus so etwas wie Glück. Er hat quasi zwei „Mütter“: Focarina, die ihn abhärten will für das reale Leben und Euterpe, die ihn mit Märchen und mutmachenden Geschichten ein anderes Leben erahnen lässt. Die Erzählperspektive wechselt, mal ist es die Ich-Perspektive des kleinen Pusus, mal die des greisen Jakobs, derben Leser direkt anspricht. Man ahnt schnell, wie die Geschichte weitergeht und muss schon hart im Nehmen sein. Dennoch ist dieser Roman wunderbar erzählt.