Der Rockstar und der Dichter

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babsyz Avatar

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Jim Morrison trifft bei einem Auftritt der Band The Doors auf einen komischen Typen, einen gescheiterten Lehrer, der ihn komplett irritiert und nervt und der ihn stark an den lange verstorbenen Dichter Hölderlin erinnert. So kommt er auch in den Besitz eines Heftes des Lehrers, das die Inspiration für die Songtexte und somit auch der Grundstein des kometenhaften Aufstiegs der Band um den charismatischen Sänger wird.

Ich und der Andere ist keine Jim-Morrison-Biographie, auch wenn man einiges aus dem Leben des Sängers erfährt. Dieser Roman ist wesentlich vielschichtiger und anspruchsvolle Lektüre. Hier wird der Geist der 60er Jahre wieder lebendig, eine Revolution, die letztendlich keine war, lebt wieder auf, auf der einen Seite die friedliche Flower-Power-Revolution, die in Woodstock sich selbst und ihren Höhepunkt feiert, auf der anderen der aufkeimende internationale Terrorismus, der sich auch in den Briefen des Lehrers an seinen alten Freund Andreas zeigt. Morrison und Hölderlin sind Seelenverwandte, die sich in philosophischen Betrachtungen ihre eigene Welt erschaffen.

Erzählt wird das zeitweise von Morrison selber, dann wieder aus der Sicht einer dritten Person. Ein interessantes Gedankenspiel: was wäre gewesen, hätten sich diese beiden außergewöhnlichen Männer kennengelernt? Und was wäre gewesen, wäre Jim Morrison an diesem verhängnisvollen Tag im Jahr 1971 in Paris nicht in die Badewanne gestiegen?

Mein Fazit: ein anspruchsvoller, interessanter Roman über zwei außergewöhnliche Künstler. Absolut lesenswert. Und regt an, die Musik von The Doors zu hören.