Bedrückend und traurig

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elke seifried Avatar

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Bei dieser Leseprobe handelt es sich nicht, wie sonst meist üblich um den Anfang des Buches. Vielmehr werden jeweils einzelne Handlungsabschnitte aus verschiedenen Romanstellen präsentiert. Eine wirklich eindeutige Meinung über dieses Buch konnte ich mir nicht machen. Eigentlich bevorzuge ich auch den Buchanfang. Ein Roman muss mich von Anfang an fesseln, wenn das Buch erst in der Mitte beginnt interessant zu werden, hält mich das eher davon ab, ein Buch zu kaufen. Der Anfang der Leseprobe hat mich sehr betroffen gemacht. Ein kleines Mädchen ist Erzählerin. Sie muss heimlich Zeitungen austragen, um dann das erarbeitete Geld genauso heimlich in Mutters Geldbeutel zu stecken, damit es etwas zu essen gibt. Auf dem Nachhauseweg von ihrer Zeitungstour trifft sie auf den neuen Nachbar Monsieur Roger. Der alkoholkranke alte Mann hat wohl in der Irrenanstalt gearbeitet oder gelebt. Von ihm hört sie nur Ausdrücke und Flüche während er sich auf ein Gewehr gelehnt vorstellt und muss dann noch beobachten, wie er in den Garten pinkelt. Dann erfährt man, dass das kleine Mädchen nicht nur Geld fürs Essen beschaffen muss, sondern nachts auch noch ihre kleine Schwester vor Alpträumen bewahren muss, die ihr selbst Angst einjagen. Ich habe mich als Leser gefragt, um welch ein armes Mädchen es sich handeln muss. Aber das Schrecken des kleinen Kindes wurde wenig später noch getoppt. Ein Mann versucht sie zu vergewaltigen. Gott sei Dank ist Monsieur Roger mit seiner Schrotflinte anwesend und greift rettend ein. Der Täter kann relativ schnell gefasst werden. Um sich bei Roger zu bedanken, beschließt das Mädchen seinen alten Stuhl, auf dem er immer vor dem Haus sitzt, auf Vordermann zu bringen. In einer heimlichen Aktion lässt sie ihn über Nacht beziehen. Am nächsten Morgen, als Roger den Stuhl entdeckt, scheint es ganz so, als dass er sich überhaupt nicht freut. Das Mädchen muss einen furchtbaren Schultag überstehen, bei dem sie sich furchtbare Vorwürfe macht, dass ihr Handeln falsch war. Sie eilt von der Schule heim um nach Roger zu sehen. Er freut sich inzwischen über sein Geschenk und gibt sogar mit dem neuen Stuhl bei vorübergehenden Passanten an. Das Problem war, dass er schon so lange kein Geschenk mehr bekam, sodass er nicht mit der Situation zu Recht kam.
Insgesamt hat die Leseprobe auf mich sehr düster und traurig gewirkt. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig zu lesen und bisher keineswegs langweilig. Ihr gelingt es beim Leser starke Gefühle zu erwecken. Allerdings weiß ich nicht, wie sich der Roman entwickelt. Durchgängig in diesem traurigen Grundton wäre mir etwas zu viel. Da die Buchbeschreibung aber auch auf positive, vielleicht sogar humorvolle Aspekte hoffen lässt, würde ich mich gerne auf dieses Buch einlassen, wenn mich das Losglück treffen würde. Kaufen würde ich mir den Titel eher nicht.