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mysticcat Avatar

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Alba ist 19, jobbt in einer Buchhandlung und verliebt sich in den 40 - jährigen Stammkunden M.M. (Mads), der häufig kommt um Zeitungen zu kaufen. Alba plant, in einem Monat ins weit entfernte Wien zu gehen, um dort eine Ausbildung zum machen, daher drängt die Zeit um die Aufmerksamkeit ihres Schwarms auf sich zu lenken.

Sehr oberflächlich lernt man in diesem Buch weitere Charaktere kennen, Albas Mutter, Albas Schwester, die beste Freundin, ein paar Freunde aus dem Freundeskreis, die Arbeitskollegin und schließlich ihren Schwarm. Außer Alba und Mads wird niemand in diesem Buch detailliert beschrieben, bis auf das Seelenleben der Hauptdarstellerin bekommt man keinen Einblick in die Gefühlswelt der Charaktere. Außerdem fehlen mir Erklärungen der Gesamtsituation (z.B. wo ist Albas Vater und die 2. Großmutter), sowie detaillierte Hintergrundinformationen zum Leben der "StatistInnen".

Dafür bekommt die Leserin (und auch der arme Leser, der sich dieses Buch geschnappt hat) sehr detailliete Masturbationsfantasien und Tagträumereinen der 19 - jährigen Alba mit, die sich im weiteren Verlauf der Handlung doch schon als sexuell erfahren herausstellt. Das scheint für mich einer der größten Wiedersprüche zu sein - ich kenne NIEMANDEN, der sexuelle Erfahrungen hat, und seinen Fantasien in dieser kindlichen Art und Weise nachhängt. Ich ging das halbe Buch von einer unerfahrenen Protatonistin aus.

Besonders gefreut habe ich mich auf mögliche Erlebnisse von Alba in Wien, meiner Heimatstadt. Leider wird außer der Anreise und Abreise und dem Einkauf in einem "dubiosen Geschäft in der Nähe der Oper" nichts von Wien preis gegeben. Ich kenne die Umgebung der Oper sehr gut - wenn Alba dort dubiose Geschäfte gefunden haben will, dann kennt sie sich sichtlich besser aus als ich in Wien, denn ich habe dort in über 20 Jahren noch nie solche Geschäft entdeckt.

Sehr störend finde ich, dass Produkte häufig mit dem Markennamen genannt werden (z.B. ElVital Haarshampoo und LUSH Badekugel). Hier wurde auch ein Fehler in der Übersetzung gemacht, denn die LUSH - Kugeln heißen in den österreichischen Shops Badekometen. Schade, dass hier das Verhalten der Protagonistin eher die Beschreibung einer 13 - Jährigen wiederspiegelt, die stolz darauf ist, sich von ihrem bisschen Geld Markenprodukte leiten zu können, als die einer jungen Frau, die sich auf eine Ausbildung im Ausland vorbereitet

Ob die deutschen Dialoge zwischen Alba und ihrer Mutter ursprünglich gut getroffen sind, lässt sich in der deutschen Übersetzung nicht herausfinden. Diese Dialoge sind jedenfalls verzichtbar.

Fazit: Lässt man alle Nebensächlichkeiten des Buches weg, die nicht zur Handlung beitragen oder für deren Verlauf wichtig sind, bleibt eine Geschichte von etwa 20 Seiten über. Die positivste Eigenschaft des Buches ist, dass man es in etwa 2 Stunden durch hat, und getrost weglegen kann. Hätte ich es nicht als Rezensionsexemplar erhälten, hätte ich bei Seite 50 aufgegeben. Wer knapp 10 Euro zum Ausgeben übrig hat, ist meiner Meinung nach besser beraten, diese in eine Kinokarte, eine Stehplatzkarte fürs Theater (oder Säulensitz), einen guten Kaffee mit einer Freundin oder eine gute Flasche Wein zu investieren - da hat man sicher mehr davon.