Ein jugendlicher Dexter

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nuca Avatar

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In meinem Leseeindruck habe ich John Cleaver als "lauen Dexter-Abklatsch" bezeichnet und dem Autor unterstellt, er wolle auf den Erfolgszug von Jeff Lindsay aufspringen.

Nachdem ich "Ich will dich nicht töten" in den letzten beiden Tagen geradezu verschlungen habe, muss ich meine Meinung dringend revidieren.

Da Dexter der erste sympathische Serienkiller ist, dem ich bisher begegnet bin, ist es nur natürlich, dass John Cleaver mich an ihn erinnert. Aber John ist anders. Zunächst ist John ein Jugendlicher, der ohne Vater aufwachsen muss und - wahrscheinlich nicht nur dadurch - soziopathische Züge hat. Genau wie Dexter, werden John strengeVerhaltensregeln eingebläut (dies übernimmt seine Mutter), um ihm zu helfen, ein möglichst normales Leben zu führen und seine dunkle Seite im Zaum zu halten. Doch die dunkle Seite drängt immer wieder an die Oberfläche. So denkt John beim Gedanken an ein Mädchen, das ihm gefällt, daran, wie er es einbalsamiert.

Sein Hobby sind Serienkiller und irgendwann findet er heraus, dass viele Serienkiller gar keine Menschen sind, sondern Dämonen bzw. von Dämonen besessene Menschen. Dies ist für John ein guter Vorwand, um diese Dämonen zu töten. Er tut dies nicht um des Tötens willens, sondern weil er die Menschen in seiner Heimatstadt retten und beschützen will. Insofern ist er ein guter Mensch.

Ich kannte die beiden Vorgängerbücher nicht, bevor ich dieses hier gelesen habe, und konnte der Geschichte trotzdem sehr gut folgen. Es gibt zwar immer wieder Verweise auf die Geschehnisse und die Dämonen in den anderen Büchern, aber man muss die Bücher nicht gelesen haben, um diese Bemerkungen zu verstehen. Im Gegenteil! Durch mein Unwissen war ich über viele Seiten hinweg von der Frage gefesselt, ob es sich wirklich um Dämonen handelt, oder ob das nur Johns Ausrede ist, um seine eigenen Morde zu rechtfertigen. Wie überrascht war ich, als ich herausfand, dass es sich tatsächlich um Dämonen handelt. Erst habe ich befürchtet, dass das dem Buch eine alberne Wendung geben würde, aber es passt zur Geschichte und die Glaubwürdigkeit bleibt bestehen.

Die Romane "Ich bin kein Serienkiller" und "Mr. Monster" landen sofort auf meiner Wunschliste!