Etikettenschwindel

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anonymous Avatar

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Wo sind die Vampire, wo? Wenn ein Buch „Im Reich des Vampirs“ heißt, rechnet der Leser mit Vampiren. In dieser Geschichte gibt eine Person, Mallucè, die für einen Vampir gehalten wird, aber es stellt sich gegen Ende heraus, dass er keiner ist. Der einzige, der noch in Frage käme, ist Jericho Barrons. Der Rest: Menschen und Feenwesen.


Worum geht es? Die Ich-Erzählerin MacKayla ist eine oberflächliche blonde Tussi. In Dublin ist sie auf der Suche nach dem Mörder ihrer Schwester Alina, getrieben von nicht nachvollziehbaren Rachegelüsten. Mac ist eine Sidhe-Seherin, ein Mensch, der Feenwesen sehen kann. Im Zuge ihres Rachefeldzuges ist sie gezwungen, sich mit diesen Feenwesen (es gibt eine große Vielfalt mit seltsamen Namen) anzulegen und ein mächtiges Feenheiligtum, das Sinsar Dubh, zu suchen. Beschützt wird sie von dem geheimnisvollen Buchhändler Barrons (Immerzu stellt sie Fragen. Immerzu lässt sie sich abspeisen.) und gelegentlich vom Feenprinzen V`lane. Eine nicht sonderlich fantasievolle Gut-gegen-Böse-Geschichte, halbwegs flüssig geschrieben, aber durch die nicht allzu helle Hauptperson doch recht zäh.


Ärgerlich ist auch die übliche Marotte von Fantasy-Autoren, psychische Krankheiten zu verharmlosen. Diesmal klingt das so: „ Einige Sidhe-Seher wissen, was sie sind. Andere sind in Behandlung und bekommen Medikamente wegen psychischer Störungen.“
Bitte, bitte: psychische Krankheiten sind kein Spaß, Halluzinationen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, und solche Bemerkungen sind für einen Kranken ein Hohn. Es kann doch nicht so schwer sein, solche Sätze auszulassen. Die Geschichte braucht sie nicht.


„Im Reich des Vampirs“ ist Band zwei einer auf fünf Bände angelegten Serie. Im Englischen Originaltext wird übrigens kein Etikettenschwindel betrieben, da ist es die „Fever-Series“. Moning legt ihre Geschichte wie eine Fernsehserie an: trotz Prolog ist der Einstieg sehr plötzlich, wenn man Band eins nicht kennt, ist man im Nachteil. Aber wie bei einer Fernsehserie macht es wenig aus, wenn man nicht alles weiß, die Story ist nicht kompliziert und man kommt gut mit. Das Ende: ein Cliffhanger. Das ist allerdings bei einem Buch unverzeihlich, immerhin kommt die nächste Folge nicht morgen, sondern ist in etwa einem Jahr zu erwarten. Einem Autor, der so mit mir umspringt und so offensichtlich auf Umsatzzahlen schielt, liefere ich mich kein zweites Mal aus.