Den Kopf ausschalten

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kyra112 Avatar

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„Immer der Liebe entgegen“ von Hanna Holmgren handelt von Maja Leise (wie Laut), die frisch getrennt zu einem vierwöchigen Urlaub nach Rügen startet, um einmal alles hinter sich zu lassen.
Dabei führt sie ihr Weg auf den Hof von Schreiner Bent und seiner Tante Fine.
Maja ist ein absoluter Kopfmensch und rennt vor allen schwierigen Situationen des Lebens weg. Maja muss sich fragen, ob es Bent schafft, sie aufzuhalten.

Da ich bereits „Sehnsucht nach Rose Cottage“ von Hanna Holmgren gelesen habe, bin ich beim Cover von diesem Roman sofort aufmerksam geworden und wollte das Buch unbedingt lesen, zumal es dieses Mal in Deutschland, auf Rügen, spielt.

Hanna Holmgren gelingt es, den/die Leser*in abzuholen und durch ihren wunderbaren bildlichen Schreibstil nach Rügen zu entführen. Ich habe mich gleich etwas leichter und erholter gefühlt, als wäre ich mit Maja zusammen nach Rügen gefahren. Ich habe die See, den Strand, überhaupt die ganze Landschaft vor meinem inneren Auge gesehen und mich absolut auf diese Geschichte eingelassen.
Der Autorin ist es auch gelungen, ihre Charaktere menschlich auszugestalten. Diese waren auch verantwortlich für einen leichten Spannungsbogen, der gerade in den letzten Kapiteln dafür sorgte, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte.
Maja ist ein absoluter Kopfmensch und schafft es kaum, auf ihr Herz zu hören. Sie macht alles mit sich selber aus und ist ein sehr rationaler Mensch, der niemanden, außer ihrer besten Freundin Mikki, an sich ranlässt, eher tritt sie die Flucht nach vorn an. Trotzdem kann man im Laufe des Romans verfolgen, wie sie eine Entwicklung durchläuft, über ihre Vergangenheit spricht und langsam versucht, auf ihr Herz zu hören.
Bent ist auch ein Mensch, der nicht viel an sich ranlässt. Er ist verschlossen wie eine Auster und nur Maja und Fine schaffen es, an ihn heranzukommen. Auch wenn es Maja erst mit der Zeit gelingt, ihn aufzutauen. Aber auch seine Entwicklung ist toll zu beobachten.

Bents Tante Fine ist ein absoluter Herzenswunsch, total emphatisch, emotional und eine treue Seele, wenn man es erstmal in ihr Herz geschafft hat. Aufgrund ihre Lebensalters ist ihr manches deutlich schneller klar als den jungen Menschen in ihrer Umgebung und trotz ihrer offensichtlichen Demenz ist sie meist mit ihrem Verstand hellwach, gerade, wenns um ihre Familie geht.

Ein Highlight für mich war auch Mikki, Majas beste Freundin. Die beiden verbindet eine echte Freundschaft, die es so vermutlich nur selten gibt. Beide kennen sich in- und auswendig und ohne Mikki wäre Maja manchmal aufgeschmissen. Sie leitet sie seit Kindheitstagen immer wieder auf den rechten Weg zurück.
Trotz allem waren die Charaktere für mich absolut authentisch, denn es gibt oftmals die Menschen, die Kopfmenschen sind, die Herzmenschen und auch die, die Lebensweise sind -erfahren sind!

Zum Ende hin war sicher alles sehr schmalzig, aber das erwarte ich mir auch von so einem Roman und ich muss sagen, ich fand es nicht zu schmalzig. Hanna Holmgren hat die Hauptcharaktere sich vorsichtig einander nähern lassen und das hat mir super gut gefallen. Es war nicht sofort das absolute Happy End, aber dennoch total schön.

Für mich ein absolut gelungener Roman und ich freue mich schon heute wieder auf den nächsten Roman von Hanna Holmgren.