Ein humoriges Feuerwerk

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Karl Schmitz ist dreizehn und hat seine erste spirituelle Berufsberatung – im Traum empfiehlt ihm sein kürzlich während der Sportschau verstorbener Opa, die Schule zu schmeißen und YouTube-Star zu werden. Klar, dass Karl megamäßig begeistert von der Idee ist, jetzt muss er nur noch seine Eltern überzeugen. Die beiden sind Vollblutwissenschaftler und töten jedes Argument mit präziser Logik. Außerdem haben sie ganz andere Probleme: Oma will in ein Mehrgenerationenhaus ziehen, was für Karls Eltern nach einer modernen Hippie-WG klingt, und Karls Mutter bekommt einen neuen, gutaussehenden Chef, von dem Karls Vater alles andere als begeistert ist. Also muss sich Karl auf seine Nachbarin Irina und die Cousins Master und Desaster verlassen und plötzlich steht sein Leben kopf. Da verpasst er beinahe noch den Anfang seiner Karriere als YouTuber.

Ich habe auf Goodreads zwei Rezensionen gelesen, die dem Buch etwas mehr Witz gewünscht hätten. Da sieht man, wie unterschiedlich Humor ankommen kann, denn ich habe mich mit Kathrin Schrockes Jugendroman „Immer kommt mir das Leben dazwischen“ köstlich amüsiert und ständig lauthals gelacht.

Ich-Erzähler Karl trauert um seinen Opa, mit dem er sehr viel Zeit verbracht und der ihm die praktischen Dinge des Lebens gezeigt hat. Er ist ein netter, unauffälliger Junge, der ein bisschen in seine Nachbarin Irina verliebt ist und von einer Karriere als YouTube-Star träumt. Nichts Besonderes also und auch sein Leben ist nichts Besonderes und trotzdem macht es verdammt viel Spaß Karl ein wenig zu begleiten, was vor allem daran liegt, wie unfreiwillig komisch und teilweise naiv Karl sein Leben beschreibt. Er ist dabei so liebenswert und irgendwie versteht man genau, was er meint, weil es aus seiner Sicht so logisch ist.

Kathrin Schrocke schreibt sehr humorvoll, witzig und intelligent. Ein wenig zu kurz kamen mir dabei die Gefühle von Trauer und Verlust, sowohl was den Tod des Opas als auch die Trennung seiner Eltern betrifft. Schrocke verarbeitet in ihrem Buch viele Themen, reißt sie allerdings eher an, so dass sie in ihrer Alltäglichkeit wirken und es dem Leser überlassen bleibt, ob er bei einem Thema verweilen möchte oder nicht. Denn natürlich haben die Bewohner der Hausgemeinschaft ihre eigenen Schicksale, mit denen sich Karl naturgemäß nicht weiter auseinandersetzt, auch wenn er Dinge beobachtet, die eigene Schlussfolgerungen zulassen.

Aus meiner Sicht hätte das Buch ruhig ein wenig länger sein können. So allerdings eignet sich das Buch sowohl als Schullektüre als auch für Kinder und Jugendliche, die nicht so gern lesen. Als Schullektüre eben auch deshalb, weil so viele kleine Dinge angesprochen werden, aber keine ausreichende Plattform bekommen. Dies soll nicht als negative Kritik verstanden werden, denn es wirkt absolut authentisch, wenn ein dreizehnjähriger, pubertierender Junge in erster Linie um sich selbst kreist.

Mir hat „Immer kommt mir das Leben dazwischen“ ein großartiges, kurzweiliges Lesevergnügen beschert. Ich habe schon lange nicht mehr so herzhaft beim Lesen gelacht. Es hat Spaß gemacht, sich in die Gedankenwelt eines pubertierenden Dreizehnjährigen einzulassen und ja, Pubertät ist schwer und Karl macht das einfach fabelhaft!

© Tintenhain