Gemischtes Leseerlebnis, Setting hervorragend, die Story hingegen nicht so ganz!

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wauwuschel Avatar

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500 Jahre nach dem Klimakollaps erwacht Regina aus dem Kälteschlaf. Sie erinnert sich an nichts mehr, aber zusammen mit einer Katze kommen langsam die Erinnerungen wieder. Nach und nach trifft sie ihre früheren Kameraden und lernt, was von der Erde nach der Katastrophe noch übrig geblieben ist.

Anette Schaumlöffels "In einem Land nach unserer Zeit" ist ein Roman, der sich in ein kreatives Zukunftsszenario einfügt und mit einer Mischung aus detaillierten Beschreibungen, gut durchdachten Charakteren und einem schleppenden Plot ein sehr gemischtes Leseerlebnis bietet. Das Buch bekommt von mir drei von fünf Sternen – ein Urteil, das sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte dieses Werkes reflektiert.

Detaillierte und Schöne Beschreibungen - Eine der größten Stärken des Romans liegt in den detaillierten und schönen Beschreibungen, die Schaumlöffel meisterhaft einsetzt, um die Welt, die sie geschaffen hat, lebendig und greifbar zu machen. Die Autorin besitzt ein bemerkenswertes Talent dafür, Szenen und Landschaften so zu schildern, dass sie vor dem inneren Auge des Lesers förmlich Gestalt annehmen. Diese Beschreibungen tragen wesentlich dazu bei, die immersive Qualität des Buches zu steigern. Man kann die Szenerien fast riechen, schmecken und fühlen, was ein echtes Highlight des Leseerlebnisses darstellt. Insbesondere deshalb, weil der Großteil in der Natur spielt.

Ein besonders beeindruckender Teil des Buches ist die Darstellung der futuristischen Struktur und der Natur, die in einem ständigen Wechselspiel miteinander stehen. Schaumlöffel schafft es, eine Balance zwischen der Künstlichkeit menschlicher Schöpfungen, zumindest die, die noch vorhanden ist, und der Wildheit der Natur zu finden, die immer wieder durchbricht und sich ihren Platz zurückerobert. Diese Beschreibungen verleihen dem Buch eine poetische Note, die sich wie ein roter Faden durch die Handlung zieht und auch in den weniger spannenden Abschnitten für eine gewisse Grundfaszination sorgt.

Langweiliger Plot für Drei Viertel des Buches - Trotz dieser Stärken fällt es schwer, über die Schwächen des Plots hinwegzusehen. Der größte Kritikpunkt ist zweifellos die Langatmigkeit der Geschichte. Drei Viertel des Buches ziehen sich in die Länge, ohne dass signifikante Fortschritte in der Handlung gemacht werden. Diese Langatmigkeit führt dazu, dass die Spannungskurve extrem flach verläuft und der Leser sich oft fragt, wann die Handlung endlich Fahrt aufnehmen wird.

Der Anfang des Buches ist besonders schleppend. Die ersten Kapitel wirken wie eine endlose Exposition, in der zwar viele interessante Details über die Welt preisgegeben werden, jedoch wenig passiert, was die Geschichte voranbringt. Es ist, als ob Schaumlöffel zu sehr darauf bedacht wäre, ihre Welt bis ins kleinste Detail zu erklären, und dabei vergisst, dass auch die Handlung selbst einen gewissen Zug benötigt, um den Leser zu fesseln. Dieser langatmige Einstieg könnte viele Leser abschrecken und dazu führen, dass sie das Buch frühzeitig beiseitelegen.

Kreatives Future Setting - Das Setting des Buches ist jedoch durchaus kreativ und innovativ. Schaumlöffel entwirft eine Zukunft, die sowohl faszinierend als auch erschreckend ist. Ihre Vision einer post-apokalyptischen Welt, in der die Menschheit mit den Folgen ihrer eigenen Handlungen konfrontiert ist, bietet reichlich Stoff zum Nachdenken und regt die Fantasie an. Die Zerstörung technischer Errungenschaften und gesellschaftlichen Strukturen, die sie beschreibt, sind originell und gut durchdacht. Es ist klar, dass die Autorin viel Zeit und Mühe in die Erschaffung dieser Welt investiert hat..

Gut Ausgearbeitete Charaktere - Ein weiterer Pluspunkt des Buches sind die gut ausgearbeiteten Charaktere. Schaumlöffel gelingt es, Figuren zu schaffen, die sowohl in ihrer Lebendigkeit als auch in ihrem Nachleben eine wichtige Rolle spielen. Die Charaktere sind vielschichtig und gut entwickelt, jeder mit seinen eigenen Motivationen, Ängsten und Hoffnungen. Zwar lebt nur Regina, aber ihre Freunde und alten Kameraden wirken genauso lebendig. Besonders beeindruckend ist deswegen, wie die Autorin auch verstorbene Charaktere in die Geschichte integriert und ihnen eine wichtige Rolle zukommen lässt. Diese Figuren sind nicht nur Erinnerungen oder Hintergrundinformationen, sondern haben einen aktiven Einfluss auf die Handlung und die Entwicklung der lebenden Charaktere.

Die Beziehungen zwischen den Charakteren sind komplex und realistisch dargestellt. Freundschaften, Feindschaften, familiäre Bindungen und romantische Verwicklungen werden sorgfältig und glaubwürdig ausgearbeitet. Diese zwischenmenschlichen Dynamiken verleihen dem Buch eine zusätzliche Tiefe und machen die Figuren zu mehr als nur Schachfiguren auf dem Brett der Handlung.

Ein Süßer Zusatz: Die Katze - Ein unerwartet süßer Zusatz zum Buch ist die Katze, die in der Geschichte eine Rolle spielt. Diese kleine, pelzige Begleiterin bringt eine gewisse Leichtigkeit und Wärme in die düstere und oft kalte Zukunftswelt, die Schaumlöffel beschreibt. Die Katze ist nicht nur ein bloßes Accessoire, sondern ein aktiver Teil der Handlung, der immer wieder für kleine, herzerwärmende Momente sorgt. Ihre Präsenz bringt eine gewisse Menschlichkeit in die Geschichte und erinnert den Leser daran, dass es in jeder noch so düsteren Zukunft auch Momente des Trostes und der Freude geben kann.

Ein In Ordnung Seiendes Ende - Das Ende des Buches ist solide und zufriedenstellend, wenn auch nicht überwältigend. Nach dem schleppenden Anfang und dem langsamen Aufbau der Handlung kommt das Finale etwas plötzlich und löst die offenen Fragen und Handlungsstränge auf eine eher nüchterne Weise. Während einige Leser möglicherweise ein spektakuläreres oder emotionaleres Ende erwartet hätten, bietet Schaumlöffel ein Ende, das thematisch und narrativ Sinn ergibt und die Geschichte auf eine ordentliche Art und Weise abschließt.

Es bleibt jedoch das Gefühl, dass das Ende hätte mehr Wirkung haben können, wenn der Weg dorthin weniger zäh gewesen wäre. Ein straffer erzählter Plot hätte sicherlich zu einem befriedigenderen Abschluss führen können, der den Leser mit einem stärkeren Eindruck zurücklässt.

Insgesamt ist es ein Buch, das sowohl seine starken als auch seine schwachen Momente hat und jeder kann selbst entscheiden, ob es sich lohnt, das Buch weiter zu lesen oder nicht.