Wenn sich das Leben auf einmal drastisch ändert

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adel69 Avatar

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Die Handlung:
Karin und Tom freuen sich auf ihr erstes Baby. Beide sind als Schriftsteller tätig und wohnen in Schweden.

Sieben Wochen vor dem errechneten Geburtstermin wird Karin krank. Sie muss ins Krankenhaus eingeliefert werden. Zuerst hat sie „nur“ eine Lungenentzündung – aber die Diagnosen werden immer schlimmer. Von „Leukämie“ bis hin zu einer Krankheit mit einem langen Namen. Und es scheint so, als ob es für Karin keine Rettung mehr gibt – egal, was die Ärzte mit ihr machen.

Tom ist wie hineingeworfen in einen Alptraum, er registriert, was passiert, er fragt nach. Oft versteht er nicht, was die Ärzte sagen, weil sie mit Fachbegriffen um sich werfen. Er bangt um seine Partnerin und das Kind. Sein Kind – eine kleine Tochter, namens Livia – wird schließlich per Kaiserschnitt geholt. Sie erholt sich schnell auf einer „Frühgeborenenstation“ und entwickelt sich normal weiter.
Für Karin allerdings gibt es keine Hoffnung mehr. Immer mehr Organe funktionieren nicht mehr so, wie sie sollen – und Karin stirbt.

Zurück bleibt ein schockierter Tom mit einem Säugling und einigen Angehörigen, die ihm helfen wollen, seine Tochter zu versorgen. Er denkt zurück an die Zeit, die er zusammen mit Karin haben durfte – aber er muss auch diverse Dinge regeln. Beispielsweise mit Behörden umgehen, die Fragen stellen. Er muss darum kämpfen, seine Tochter erziehen zu dürfen, denn Karin und er waren nicht verheiratet. Die schwedischen Gesetze sind hier auf Seiten der leiblichen Mutter – aber nicht des leiblichen Vaters. Es steht ihm einiges bevor….

Der Schreibstil:
Der Roman ist aus der Ich-Perspektive im Präsens erzählt. Am Anfang ist er hektisch, kurze Sätze reihen sich aneinander. Dadurch wird dem Leser so richtig klar, wie sich die Ereignisse im Krankenhaus überschlagen. Welchen Kampf die Ärzte ausfechten, um Karins Leben zu retten. Tom versucht, dies alles zu verkraften, irgendwie einzuordnen. Er hat Hoffnung. Er bangt nicht nur um Karin, sondern auch um sein Baby.

Später, als Tom alleine ist mit seiner Tochter Livia, wird der Schreibstil zwar ruhiger, aber eine gewisse Hektik bleibt immer noch. Es ist gewöhnungsbedürftig und anstrengend, wörtliche Rede aneinandergereiht ohne Anführungszeichen („Gänsefüßchen“) lesen zu müssen – aber genau damit konfrontiert der Autor seine Leser.

Meine Meinung:
Als Leserin bin ich gleich mittendrin in der Handlung – wegen dieses rasanten Schreibstils mit vielen Aufzählungen. Aber die Lektüre hat mich sehr traurig gemacht. Man liest, was Tom passiert und was er nicht abwenden kann. Ständig wird der Gesundheitszustand von Karin mehr bergab, es wird immer aussichtsloser, dass sie wieder gesund wird und für ihre kleine Familie sorgen kann. Man fragt sich auch als Leser: „Wann hört das endlich auf? Wann gibt es endlich Hoffnung für Karin?“ Ich verrate nicht, wenn ich sage, dass Karin stirbt, denn der Verlag sagt dies ja auch selbst im Klappentext dieses Buches.

Tom muss ohne seine Partnerin vieles regeln. Der Schreibstil des Buches wird etwas ruhiger, mit längeren Sätzen, in denen auch mehr Emotionen drinstecken. Dieser Schreibstil gefällt mir besser als der Schreibstil, der die Vorgänge im Krankenhaus schildert. Er ist emotionaler, er lässt mir als Leserin mehr Raum zum Nachdenken. Allerdings finde ich es nicht optimal, wenn wörtliche Rede ohne Anführungsstriche und Absätze aneinandergereiht wird.

Genau das hat mich beim Lesen immer wieder gestört, weiterhin ist mir an manchen Stellen das Buch zu detailliert. Beispielsweise, wenn sich Tom mit seinem Vater unterhält. Hier stehen einige Belanglosigkeiten drin, die mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun haben.

Die Handlung des Buches finde ich aber sehr interessant. Ich will wissen, wie Tom es schafft, sich um seine Tochter zu kümmern – und um sich selbst auch. Er versucht, seiner Tochter ein guter Vater zu sein. Er übernimmt viele Aufgaben, die eigentlich eine Mutter für ihr Kind übernimmt – aber es bleibt ihm ja nichts anderes übrig.

Mein Fazit:
„In jedem Augenblick unseres Lebens“ ist ein interessantes, aber auch oft trauriges Buch über einen werdenden Vater, der von schlechten Nachrichten auf einmal überschwemmt wird. Seine Frau stirbt, und er muss sehen, wie er sich um sein Baby kümmern kann.

Das Buch reißt mit, schockiert den Leser, lädt aber auch zum Nachdenken ein und weckt auf jeden Fall Sympathien für den Ich-Erzähler Tom.
Wegen einiger Längen in dem Buch und des oft gewöhnungsbedürftigen Schreibstils ziehe ich einen Stern ab, vergebe also vier Sterne und eine Lese-Empfehlung.