Bezüglich "Krimi" enttäuschend

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lunamonique Avatar

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„In tiefen Schluchten“ ist Band 1 der Tori Gordon-Reihe von Anne Chaplet. Hinter dem Pseudonym „Anne Chaplet“ verbirgt sich die deutsche Journalistin und Schriftstellerin Cora Stephan.

Das Verschwinden eines holländischen Touristen lässt die ehemalige Anwältin Tori Gordon nicht mehr los. Sie beginnt, eigene Recherchen anzustellen. Es bleibt nicht das einzige Rätsel in Belleville. Ein Unfall löst nicht nur bei Tori Misstrauen aus.

Autorin Anne Chapelt legt bei diesem Krimi den Fokus auf viel Südfrankreich-Atmosphäre, Geschichtliches und örtliche Begebenheiten. Tatsächlich fühlt man sich als Leser fast wie nach Belleville versetzt. Leider bleibt der Krimi dabei auf der Strecke. Bis zur Hälfte des Buches kommt er nicht in Gang. Es gibt weder spannende noch packende Szenen. Einziges Highlight July. Ein Hund sticht die Hauptfiguren aus. Völlig unverständlich ist die Tatenlosigkeit im Vermisstenfall und auch anfangs bei July. Es müssen Wochen vergehen bis sich endlich etwas tut. Besonders bei Commandant de Police Serge Masson lässt der fehlende Einsatzwillen Fragen aufkommen. Alle Beteiligten bekleckern sich nicht gerade mit Lorbeeren. Was ist da los? Zu viele Zufälle kommen ins Spiel. So manches lässt sich vorausahnen. Ein Kirchenrestaurator kommt wie gerufen und ein ehemaliger Polizist ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Der Dialog zwischen zwei Leidensgenossen wirkt hölzern. Nur das Rätsel und die Hoffnung auf eine überraschende Auflösung halten neben dem Südfrankreich-Feeling bei der Stange. Abschweifungen verlangsamen von Anfang an das Tempo. Am Auffälligsten von den Protagonisten sind eine Ferienwohnung-Besitzerin und ein Metzger mit ihren Eigenarten. Makaber ist Toris Bezeichnung „Ehe zu dritt“ für eine besondere schicksalhafte Lebenssituation. Die 42jährige bleibt trotz ihrer Aktionen für eine zentrale Hauptfigur zu blass und zögerlich. Ihr fehlen Konturen, Eigenarten und Persönlichkeit. Auch die zweite Hälfte des Buches und das Ende enttäuschen. Das Tempo zieht nicht wie erhofft an. Die Auflösung erscheint fast nebensächlich und schert nicht aus dem Stil des Bedächtigen aus. Kein Spannungsbogen, keine Würze, eher Reiseführerflair. Potential, dass das Historische und der Handlungsort bieten, wurde verschenkt.

Cover, Titel und Untertitel versprechen einen Krimi. Wenn man den Inhalt kennt, eine zu hochgegriffene Aussage und falsche Wahl. „In tiefen Schluchten“ eignet sich für Südfrankreichreisende, die keine packende Lektüre, dafür die typische Atmosphäre erwarten. „Belleville ist ein Ort der Imagination.“ Gerne hätte die Autorin in der Danksagung am Ende des Buches noch mehr aus dem Nähkästchen plaudern können. Ein schönes Plus ist die Karte als Inneneinband des Buches.