Cevennen, Bilderhöhlen, Hugenotten

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hennie Avatar

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„In tiefen Schluchten“ ist mehr ein Reise(ver)führer als ein Krimi. In schönen Worten wird einem die Gegend nahegebracht. Fauna und Flora werden vorgestellt, der Wind, der nach Eukalyptus riecht oder harziger Wacholderduft bzw. aromatisch duftender Thymian, die einem um die Nase wehen.
Anne Chaplet liebt ganz offensichtlich diesen historischen Landstrich Frankreichs sehr. Sie erzählt durch die Aktionen der deutschen, ehemaligen Patentanwältin Victoria Peters, genannt Tori, von der atemberaubenden Landschaft der Cevennen, ihrer Bewohner und vom idyllisch gelegenen Dörfchen Belleville. Gemeinsam mit ihrem Mann Carl Godon, zog Tori in das beschauliche Belleville im Vivarais im Süden Frankreichs. Dort erwarben sie ein uraltes Haus, das Maison Sarrasine. Dieses birgt Geheimnisse, die mit der Geschichte der Gegend zu tun haben. Carls hugenottische Vorfahren stammen von hier. Aber durch seinen vorzeitigen Tod, konnten sie die Umgebung und das geheimnisvolle Haus nicht mehr gemeinsam erforschen.

Das schmale Büchlein mit seinen 307 Seiten hatte ich schnell durchgelesen. Es ist eine durchaus gelungene, lesenswerte Geschichte. Tori, die zweiundvierzigjährige, sympathische Witwe führt durch die Region. Durch ihre offene, liebenswerte Art lernt man die meisten Anwohner recht schnell kennen. Ihre große Tierliebe beschert ihr einen Pitbull-Terrier von dem mir unsympathischen Nachbarn Karim. Es ist eine wunderbare Hündin, die sie July nennt. Das ist für mich der eigentliche Hauptcharakter. July ist ein so liebenswertes, kluges Tier – einfach zum Knutschen! - Sie ist ständig an Toris Seite und spielt eine gewichtige Rolle in dem Roman als Lebensretterin und Kriminalistin auf vier Pfoten. Die Todesfälle sind geschickt, unspektakulär und natürlich in die Handlung eingeflochten.

Weitere wichtige Aspekte sind geschichtlich überlieferter Natur, die bis ins 17. Jahrhundert zurückführen. In den Bergen der Cevennen versteckten sich die Kamisarden (Hugenotten) und kämpften gegen die Obrigkeit in Paris. Im 20. Jahrhundert befand sich rund um den kleinen Ort, der im Roman fiktiv ist, die Hochburg der Resistance. Da „In tiefen Schluchten“ der Beginn einer neuen Reihe ist, werden die noch ungelösten Fragen in den Fortsetzungen sicher aufgelöst werden.
Den Schreibstil von Anne Chaplet mit dem gewissen Mix aus Land- und Leutebeschreibung, Geschichte und Gegenwart empfinde ich als angenehm. Das Cover ist gut gewählt. Der Fokus liegt auf dem Dörfchen, eingebettet in die gebirgige Landschaft.
Mir hat der Roman gefallen. Er bescherte mir kurzweilige, unterhaltsame und lehrreiche Lesestunden. Sehr zu empfehlen als Urlaubs- und Reiselektüre.
Meine Bewertung: Vier von fünf Sternen.