Viel Geschichte, wenig Krimi

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miss marple 64 Avatar

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Wer bei diesem Büchlein einen klassischen Krimi erwartet, wird enttäuscht sein. Den Leser erwarten zwar im Laufe der Geschichte einige Tote und ein Vermisster, aber seine „kriminelle Fahrt“ nimmt der Roman erst nach der Hälfte auf. Bis dahin erfahren wir viel über die Geschichte und Landschaft der Cevennen, die schon seit der Hugenottenverfolgung Hochburg der Rebellen waren und ihr Erbe bis ins Heute tragen. So findet sich auch Tori, eigentlich Victoria, wieder in einem Dorf, was voll von Geheimnissen aus der näheren und fernen Vergangenheit (beginnend mit der Steinzeit über die Religionskriege bis hin zur Zeit des Widerstandes während des 2. Weltkrieges- weniger wäre hier eindeutig mehr) ist. Gemeinsam mit ihrem kürzlich verstorbenen Mann wollte sie sich eigentlich auf die Suche nach seinen hugenottischen Vorfahren machen. Um ihre Trauer zu verarbeiten, möchte sie an dieser Aufgabe wieder anknüpfen, wird jedoch schnell in den Strudel von Geheimnis und Verrat, Schuld und Sühne hineingerissen. Jedoch gelingt es der Autorin nicht, die kurzzeitig entstandene Spannung für den Leser aufrechtzuerhalten. Immer wieder verliert sie sich in ausschweifenden Beschreibungen der Landschaft, in kulturhistorische und historische Exkurse. Wer nicht so sehr an kriminalistischer Raffinesse und Detektivkunst, sei es durch einen interessanten Ermittler oder auch eine wissbegierige Privatperson, interessiert ist, findet eventuell kurzweilige Lesestunden, ansonsten wird der Leser diese Buches hier nur wenig gewohnte Krimiunterhaltung finden.