Einfühlsame Darstellung einer Dichterliebe

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
krani Avatar

Von

1958 trifft Max Frisch, bekannter deutschsprachiger Nachkriegsautor, auf die Dichterin Ingeborg Bachmann. Schon beim ersten Treffen entsteht eine intensive Liebesbeziehung, die bis 1962 andauert. Im Buch werden beider Sichten deutlich: Die Autorin schildert die Geschichten von Max und Ingeborg im Wechsel. Dafür hat sie zahlreiche Quellen genutzt, die teilweise erst vor kurzen zugänglich wurden. Eine umfangreiche Literaturliste gibt es im Anhang. Die Phasen der Beziehung sind mit „Liebesanflug“, „Liebesflüge“, „Sturzflug“ und „Gebrochene Flügel“ betitelt, die Berichte der Liebenden mit Zeitangaben versehen.

Sehr dicht an Bachmann und Frisch entsteht ein Porträt zweier ungleicher Persönlichkeiten. Beide sind erfolgreich und im Literaturbetrieb etabliert, dennoch leben und arbeiten sie sehr unterschiedlich. Frisch ist als Prosaautor straff durchorganisiert, Bachmann aber bringt mit ihrer Lyrik die Dinge auf den Punkt und muss sich dafür teilweise nächtelang quälen. Für Bachmann kommt hinzu, dass sie als Frau ganz anderen Erwartungen ausgesetzt ist als Frisch, was sie deutlich erkennt und formuliert.

Die Sprache ist flüssig und angenehm zu lesen. Sie ist gespickt mit Zitaten aus Briefen und anderen Texten. Es ist eine ganz besondere Liebe, das spürt man beim Lesen. Das macht auch das Buch zu etwas Besonderem. Was fehlt, sind Fotos, aber anscheinend gibt es keine, auf denen beide zu sehen sind. Doch Liebe macht ohnehin blind, wie Bachmann in „Reigen“ beschreibt. Und die Liebe ist in diesem Buch sehr präsent. Ein Leseerlebnis.