Gelungene Darstellung über zwei Schriftsteller

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adel69 Avatar

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Worum geht es in dem Buch?

Der Roman beginnt Ende der 1950er-Jahre. Die österreichische Lyrikerin Ingeborg Bachmann ist 32 Jahre alt und ein Star am Lyrikhimmel. Von der Kritik werden ihre Gedichte gelobt, sie feiert Erfolge, verdient Geld und geht auf Lesereise.
Der Schweizer Autor Max Frisch ist auf sie aufmerksam geworden, schreibt ihr einen Brief und will sie treffen. Sie sehen sich zum ersten Mal in Paris. Er ist 15 Jahre älter als sie, gerade geschieden – und auf der Suche nach einer neuen Beziehung.
Vielversprechend beginnt ihre Liebesbeziehung. Sie wohnt mit ihm immer wieder in Uetikon in der Schweiz, lässt es sich aber nicht nehmen, immer wieder nach Rom zu reisen, weil sie dort die besten Ideen für ihre Gedichte bekommt.
Bald holt sie der Alltag ein. Unterschiedlich ist die Art der beiden Schriftsteller zu arbeiten. Max Frisch hat sich eine strukturierte Arbeitsweise angewöhnt und sitzt schon früh am Morgen an der Schreibmaschine. Ingeborg Bachmann dagegen braucht eine bestimmte Umgebung, um inspiriert zu werden. Rom zum Beispiel.
Unterschiedlich ist auch die Auffassung beider Schriftsteller über die Liebe. Ingeborg pflegt einen Briefwechsel mit Schriftstellern, auch mit Paul Celan, mit dem sie zusammen war. Das weckt Max‘ Eifersucht.

Meine Meinung zu diesem Buch:

Einige Werke von Max Frisch waren Pflichtlektüre in der Schule, beispielsweise „Andorra“ und „Biedermann und die Brandstifter“. Deswegen interessierte mich dieses Buch – und ich war gespannt, mehr über ihn und Ingeborg Bachmann zu erfahren, von der ich bisher nur wenig wusste.
Die Autorin Bettina Storcks schafft es, beiden Schriftstellergrößen ein Gesicht zu geben. Dieser Roman ist lebendig geschrieben mit klugen und schönen Dialogen – aber auch Episoden, die die Schwächen von Ingeborg Bachmann und Max Frisch zeigen. Man kann sich als Leser/-in gut vorstellen, bei welchen Themen es immer wieder Streitpunkte zwischen den beiden gibt.
Beide Schriftsteller sind wohlhabend. Max Frisch ist durch seine Romane und Theaterstücke zum Millionär geworden. Seine Geldausgaben hat er vorzüglich im Griff. Auch Ingeborg Bachmann verdient gut, wenn sie nicht gerade eine Schreibblockade hat.
Wer im Buch „Poesie der Liebe“ einen erotischen Liebesroman erwartet, wird enttäuscht werden. Wer aber mehr über die Menschen Ingeborg Bachmann und Max Frisch erfahren will, über ihre Stärken und Schwächen, bekommt einen gut geschriebenen Roman aus der auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler) in einer schönen Sprache mit einem Blick auf das Leben von Schriftstellern Ende der 1950er- und Anfang der 1960er-Jahre.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung.