Höhenflug und Absturz

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mauz1989 Avatar

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Bettina Storks stellt in ihrem Roman die Liebesbeziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch ins Zentrum. Dabei kommen beide Literaten zu Wort und geben so einen Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt.
Das Buchcover suggeriert eine fröhlich leichte Liebesgeschichte, aber das ist es definitiv nicht. Bereits von Anbeginn schwingt etwas mit, dass die Beziehung der beiden belastet. Die grundlegenden Konflikte zeigen sich vor allem in Ingeborg Bachmanns Freiheitsliebe und ihrer Suche nach einer poetischen Sprache. Max Frisch ist vor allem durch seine kleinbürgerliche Bodenständigkeit und seine Eifersucht geprägt. Da die Geschichte aus beiden Sichtweisen erzählt wird, konnte ich eine gewisse Nähe zu beiden aufbauen. Aber es bleiben dennoch viele Dinge ungesagt und schwingen nur im Verborgenen mit. Nur kleine Andeutungen am Rande weisen darauf hin. Insbesondere Ingeborg Bachmann bleibt teilweise eine Nebelgestalt für mich. So wird ihre Alkohol- und Medikamentensucht nicht wirklich thematisiert. Auch das Treue keinen Wert in der Beziehung hatte, wird nur angedeutet. Dafür muss man zwischen den Zeilen lesen. Vielleicht wollte Bettina Storks genau das erreichen, da Ingeborg Bachmann immer versucht hat ihr Privatleben aus dem Medienrummel herauszuhalten.
Es fließen einige Zitate der beiden Literaten ein. Auf der einen Seite ist es natürlich problematisch, Zitate zu verwenden, da sie in dieser Form eher aus dem Sinnzusammenhang gerissen werden und Bettina Storks so den Beiden Worte in den Mund legt, die vielleicht in dieser Weise nicht gemeint waren. Aber ich finde, dass es ihr dennoch gelungen ist, diese gut in den Roman einzufügen. Zitate sind durch kursive Schrift gekennzeichnet und dadurch weiß man, dass es sich hier um ein solches handelt.
Der Schreibstil ist sehr poetisch und soll sicher auch eine Hommage an die beiden Literaten sein. Auch ist die Grundstimmung immer leicht melancholisch. Heitere Momente fanden sich für mich nicht im Buch. Das Buchcover ist daher nicht ganz passend für mich. Die Beziehung der beiden war eben nicht glücklich und eitel Sonnenschein.
Das Buch braucht Zeit zum Lesen und ist keine leichte Sommerlektüre und somit sicher nicht für jeden geeignet. Zudem wären Kenntnisse der Biographie von Ingeborg Bachmann und Max Frisch hilfreich, insbesondere um die Zusammenhänge und Andeutungen besser zu verstehen. Ich fand das Buch aber sehr interessant und es regt mich dazu an, mehr über die Beiden zu erfahren. Daher ist ein Roman sicher einfacher zu lesen, als vielleicht eine Biographie.