Leseempfehlung! Ein beeindruckender Roman über eine verfängliche Liebe!

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gina1627 Avatar

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Ingeborg Bachmann und Max Frisch waren für mich bisher nur Namen berühmter Schriftsteller, die ich durch diesen Roman von Bettina Storks ein stückweit von 1958 bis 1964 kennenlernen durfte. Ich liebe die ganz besonders feinfühlige und großartige Erzählweise der Autorin, die mich schon mit vielen ihrer Werke begeistert hat. Dementsprechend neugierig war ich auf “Die Poesie der Liebe“, in der sie eindrucksvoll die leidenschaftliche, komplizierte und problembehaftete Liebe zwischen den beiden herausragenden Persönlichkeiten beschreibt. Es war ein intensives Leseerlebnis, da Bettina Storks es geschafft hat sehr sensibel ihre Charaktere darzustellen. Sie lässt den Leser tief in ihre Seelen blicken, erweckt sie dadurch zum Leben, transportiert ihre Gefühle und zeigt dabei ihre Stärken und Schwächen auf. Es war für mich berührend, bedrückend und schockierend hinter die Fassade ihrer Beziehung zu gucken und zu spüren, wie glücklich aber auch wie schwierig diese gefühlt selbstzerstörerische und mitunter egoistische Liebe zueinander war und welchen Einfluss sie auch auf ihre Schaffenskraft, ihr Wohlbefinden und auf ihre Leidensfähigkeit hatte. Aus der sich immer wieder abwechselnden Sicht von Max und Ingeborg erlebt der Leser ihren Blick auf diese offene Partnerschaft, wie ihre Gefühle sich durch die eigene Wesensart verändern, durch Beziehungen aus der Vergangenheit beeinflusst werden und Erfolg und Neid auch eine Rolle dabei spielen. Mit den vier einprägsamen Gedichten „Liebesanflug“, „Liebesflüge“, „Sturzflug“ und „Gebrochene Flügel“ von Max Frisch und Ingeborg Bachmann unterstreicht Bettina Storks dabei noch die Entwicklungsphase ihrer Beziehung.

Mich hat Ingeborg Bachmanns Lebensweg und ihre Empfindungen etwas mehr mitgenommen und als die von Max Frisch. Vielleicht weil ich mich mehr mit ihr in sie hineinversetzen konnte? Sie war eine erfolgreiche und leidenschaftliche Frau, die einen Hauch von Glamour umgab und die ihre Freiheit für ihre persönliche und künstlerische Entfaltung brauchte, die ihr Max Frisch nicht uneingeschränkt geben konnte. Er hat sie durch seine immer wieder schwelende Eifersucht, seine Vertrauensbrüche und sein strukturiertes Leben, dass sie oft aus dem Konzept brachte, eingeengt und Druck bei ihr aufgebaut. Für mich kam Max Frisch als ein zum Teil egoistisch veranlagter Mensch rüber, dem es an Beziehungsfähigkeit, Einfühlungsvermögen und Rücksichtnahme fehlte. Die vielen Reibungspunkte zwischen ihnen führten zu stundenlagen und quälenden Diskussionen, die sie mehr voneinander entfernten als zusammenführten. So genial sie in ihrer Schaffenskraft waren, so unfähig waren sie eine stabile und dauerhafte Beziehung zu führen. Doch was bei beiden übrigblieb, war Wehmut und der traurige Gedanke an eine verlorene Liebe.

Beeindruckt hat mich auch noch das Nachwort der Autorin, in dem sie ihre Motivation zum Schreiben dieses Romanes und ihre Verehrung und Leidenschaft für die Werke der beiden Schriftstellergrößen zum Ausdruck gebracht hat, von denen sie auch einzelne Zitate mit in die Geschichte eingebaut hat. Bettina Storks weist zudem darauf hin, dass trotz der Einbindung des an die Öffentlichkeit gekommenen Wissens über dieses berühmte Paar ihr Roman eine fiktive Erzählung über deren Seelenleben und vermeintlichen Gefühle ist. Anhand der großen Auflistung ihrer Quellen kann ich nur erahnen, wieviel Recherchearbeit sie für dieses wunderbare Buch geleistet hat.

Mein Fazit:

Mit jedem Wort habe ich gespürt, dass dieser Roman ein Herzensbuch von Bettina Storks ist. Ich kann dieses literarische Werk nur jedem Leser ans Herz legen, der Geschichten mit autobiografischem Charakter liebt. Mich hat die Autorin damit sehr begeistert und ich vergebe hochverdient 5 Sterne!