Gute Mütter?

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the.literary.wildflower Avatar

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Frida, die sich das Sorgerecht für ihre Tochter mit ihrem Ex-Mann teilt, nachdem dieser sie verlassen hat, hat einen schlimmen Tag. Als sie das Schreien ihrer Tochter nicht mehr ertragen kann und einfach mal eine Pause braucht, verlässt sie alleine die Wohnung, holt sich einen Kaffe, besorgt wichtige Dokumente bei ihrer Arbeitsstelle und fährt dann wieder nach Hause. Dort erwartet sie ein absoluter Albtraum. Nachbarn haben sie angezeigt, die Kinderschutzbehörde wurde eingeschaltet und ihre Tochter wird ihr weggenommen. Für Frida beginnt nun ein Leben unter staatlicher Beobachtung - erst zuhause, dann im Rahmen eines einjährigen Programms im Institut für gute Mütter.

Selten hat mich ein Buch so wütend gemacht wie dieses. Nein, nicht der Teil, in dem Frida ihre kleine Tochter Harriet für 2,5 Stunden alleine zuhause lässt. Das war selbstverständlich gefährlich und fahrlässig und hätte nie passieren dürfen. Aber was mich so wütend macht ist alles, was Frida danach erlebt und die Beziehung zu ihrer Tochter nachhaltig zerstört.

Auch wenn die Geschichte Fiktion ist und ich sehr hoffe, dass es in der realen Welt niemals so weit kommen wird, kann ich den Gedanken nicht abschütteln, dass es für unsere zukünftige Welt doch recht glaubwürdig erscheint. Wir leben schon jetzt in einer Welt, in der die Anforderungen an Mütter immer weiter steigen und der Druck, eine perfekte Mutter sein zu müssen, allgegenwärtig ist. In dem Buch wird es nochmal wesentlich zugespitzter dargestellt, doch gewisse Parallelen sind nicht zu leugnen.

Mich haben die Geschichte und die Darstellungen der Geschehnisse im Institut sehr mitgenommen. Ich habe mit Frida gelitten und konnte mich sehr gut in ihre Lage und ihre Gefühlswelt und vor allem ihre Verzweiflung hineinversetzen. Die Methoden, die in dem Institut angewandt werden, sind einfach schrecklich und unmenschlich. Und niemand wird durch so ein Programm zu einer guten Mutter - jeglicher natürlicher Mutterinstinkt wird stattdessen ausgelöscht.

Einige Passagen ziehen sich ein wenig in die Länge. Dies spiegelt allerdings gut wieder, wie unglaublich lang sich das Jahr für Frida und die anderen Mütter anfühlen muss. Ansonsten ist das Buch gut und fesselnd geschrieben.