Das besetzte Wien als Spielfeld illegaler Handlungen

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Im Wien der Nachkriegszeit finden sich für zwielichtige Gauner und (Klein-)Kriminelle allerlei lukrative Geschäfte. "Damals war es sehr leicht, Geld zu verdienen, ob man nun mit Gold, Zigaretten oder Menschen Handel trieb; es lag einfach auf der Straße", schwelgt einer der Protagonisten in Erinnerung.

Milo Dor und Reinhard Federmann, Zeitzeugen jener Zeit, bieten kaum positive Identifikationsfiguren, vielmehr folgt man als Leser den Machenschaften von Figuren, die sich zu keinerlei Loyalität, außer jener zu sich selbst, verpflichtet fühlen. Man wird mitgenommen ins Büro des sowjetischen Kommandanten, in Nachtclubs, Hotels und über Besatzungsgrenzen hinweg. Man belauscht Verhandlungen, sieht bei Sabotageakten und auch der ein oder anderen Liebelei zu. Je tiefer hinein in den Strudel aus Schmuggelei und Spionage man gerät, desto fragwürdiger werden die Praktiken und desto weiter entfernt man sich aus jedweder gesetzlichen Grauzone.

Eine interessante Abhandlung über eine selten in den Fokus der Literatur gerückten Episode der österreichischen Zeitgeschichte. Authentisch und glaubhaft erzählen die beiden Autoren von den Geschehnissen im Wien der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg - die Geschichte basiert auf verschiedenen Tatsachenberichten aus dieser Zeit - und schaffen es trotz der doch unsympathischen Protagonisten ein Buch zu präsentieren, das einen in seinen Bann zieht. Interessant zu lesen ist auch das Nachwort des Philologen Günther Stocker, der den in seiner Erstauflage 1953 erschienenen und nun vom Picus Verlag in Neuauflage herausgebrachten Roman, in einen gebührenden Kontext setzt.

(Bonus: der wunderschöne Leineneinband).