Stetig bergab

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robertp Avatar

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Aus der Haft vorzeitig entlassen versucht Boris Kostoff rasch wieder Fuß im 1953 viergeteilten Wien zu fassen. Als Anker ist ein großer Geldbetrag in der Schweiz deponiert, doch um diesen zu lukrieren muss er erst an eine Schriftprobe des bereits verstorbenen Kumpans Georgi Maniu aus seiner alten Wohnung abholen. Dies gelingt und wegen des raschen Erfolges feiert er mit alten Freunden im „Casino“. Etwas berauscht erinnert er sich an die Zeit gleich nach dem zweiten Weltkrieg.
Österreich ist von den Besatzungsmächten in vier Teile gegliedert worden. In Wien wird der erste Bezirk – die Internationale Zone – von allen Vieren verwaltet. Die Lebensverhältnisse sind einfach, es herrscht überall Not, um zu überleben wird man zum Schleichhändler. Alles was benötigt wird erhält man im Untergrund (heutige Parallele ist das „dark net“). Aber schon bald geht es aufwärts für die Bevölkerung, für die Strizzis allerding stetig bergab. Amerikanische Zigaretten, einst als Tauschmittel verwendet, werden immer mehr am Schwarzmarkt gehandelt, es müssen neue Einnahmequellen erschlossen werden. Mit den Sowjets kann man Geschäfte machen – Menschenschmuggel. Dabei kommen Menschen ums Leben und Kostoff landet im Zuchthaus. Die Menschen, egal ob Mann oder Frau, sind alle mehr oder weniger in einer Spirale von Verbrechen gefangen, die sie immer weiter in den Orkus zieht.
Dor und Federmann haben den Weltkrieg mitgemacht und überlebt. Sie kennen die Halbwelt in der Strizzis wie Kostoff als Schwarzhändler reich geworden sind. Immer mit einem Fuß im Gefängnis und mit dem anderen unter den „oberen Zehntausend“ wo Geld keine Rolle spielt. Eine Zeit in der fast jeder sein ganzes Hab und Gut in einem Koffer untergebracht hat und man rasch sein Quartier wechseln musste. Der Roman ist 1953 erschienen und war einer der wenigen, die sich mit dem Leben in der besetzten Stadt auseinandergesetzt haben. Sie berichten direkt aus dem aktuellen Leben und nehmen auch Bezug auf aktuelle Ereignisse.

Für alle die sich für das Leben nach dem Krieg in Österreich interessieren. Ein Krimi ohne Polizei, jedoch mit Schwarzhandel, Geheimdiensten und Entführungen. Spannend sowieso und wer den Film „Der Dritte Mann“ kennt, weiß, warum sich die beiden Österreicher diesem Thema angenommen haben.